Fast 300.000 bei Monet-Schau
Die Ausstellung in Wuppertal ging am Sonntag zu Ende. Es kamen mehr Besucher als je zuvor.
Wuppertal. Wer lügt, sollte sich nicht selbst verraten. Dies ist nur eine von vielen wahren Erkenntnissen, die Gerhard Finckh Claude Monet verdankt. Der Leiter des Wuppertaler Von der Heydt-Museums hat in den vergangenen Monaten erfahren, wozu Menschen bereit sind, wenn sie ein festes Ziel vor Augen haben.
297.110 Besucher nahmen Kurs auf das Von der Heydt-Museum. Nicht wenige versuchten äußerst einfallsreich, die Warteschlangen zu umschiffen. "Ein Anrufer hat beispielsweise gesagt, er sei behindert und könne nicht so lange stehen", erzählt Finckh. Sein Team beriet sich und kam zu dem Schluss, dass man dem Gehandicapten den Weg vorzugsweise in die Schau ebnen wollte.
Wie der Anrufer reagierte? Dankbar auf die Knie gefallen ist er jedenfalls nicht - auch wenn er durchaus beweglich ist, wie er selbst entlarvte. "Er meinte: Nein, am vorgeschlagenen Tag könne er nicht. Da sei er auf der Skipiste." Finckh erzählt es mit einem Schmunzeln, auch wenn die Wahrheit manchmal weh tut.
Aber ehrlich gesagt: Am Ende zählen nicht die Lügen am Rande, sondern die Zahlen unter dem Strich. Am Sonntag wurde der letzte Gast verabschiedet, am Montag wurden die neuesten Listen ausgewertet, nun steht es offiziell fest: Die Monet-Ausstellung hat alle Erwartungen übertroffen. Fast 300.000 Besucher wollten sich ein Bild von den 100 Meisterwerken machen. Ursprünglich hatte Finckh mit 100.000 Gästen gerechnet - "in aller Bescheidenheit", wie er sagt. Aber auch, "um die eigenen Erwartungen nicht zu hoch zu schrauben".
Am Tag nach Ausstellungsende zieht Finckh Bilanz - mit durchaus gemischten Gefühlen. Viel Lob, aber auch Kritik an den Öffnungs- und Wartezeiten hat es in den vergangenen 20 Wochen gegeben. Das zehrt. Die Frage, was das schönste und das schlimmste Monet-Erlebnis war, beantwortet der Direktor deshalb diplomatisch: "Das schönste war gleichzeitig das schlimmste. Es war toll, wie viele Menschen die Ausstellung sehen wollten, aber auch unglaublich, was sich viele ausgedacht haben, um bevorzugt ins Museum zu kommen."
Was sie sahen, war beeindruckend. Selbst für die kleinsten Monet-Fans. "Am Sonntag habe ich beim Rundgang durch die Räume gehört, wie ein Kind zu seiner Oma meinte, dass Monet Langeweile gehabt haben müsse", sagt Finckh und schmunzelt wieder. Weshalb?
"Weil Monet einzelne Motive so oft gemalt hätte" - das zumindest erklärte das Kind der Oma. Eine Anekdote, die amüsant und bezeichnend ist - waren es doch vor allem die Bildserien rund um Heuschober und Seerosen, die faszinierten und Monet, einen der Gründungsväter des Impressionismus, zum Publikumsmagneten machten.
Damit ist nun Schluss, doch Monet beschäftigt das Museumsteam nach wie vor: am Montag holten Kuriere die ersten Schätze wieder ab. 14 Tage wird der Abbau dauern, Kassensturz wurde noch nicht gemacht. Finckh geht davon aus, dass das Museum eine "schwarze Null" schreibt.
Fest steht bereits, dass der nächste Franzose nicht allzu lange auf sich warten lässt: Am 14. September eröffnet Finckh eine Ausstellung mit 100 Werken von Pierre Bonnard, "dem Magier der Farbe". "Traumhaft schöne Bilder" verspricht der Direktor, Besucherprognosen gibt er aber nicht mehr ab. "Auch dafür bin ich kritisiert worden."
Trotzdem oder gerade deshalb freut er sich über den Riesenerfolg. "Bei aller Kritik: Von den 297.110 Besuchern sind bestimmt 295.000 freudestrahlend und glücklich aus der Ausstellung gekommen. Das zählt für mich."