Für die Freiheit der Kunst

250 Künstler Nordrhein-Westfalenskämpfen um das Wuppertaler Schauspielhaus.

Wuppertal. Zur Einweihung des Wuppertaler Schauspielhauses im September 1966 hielt der Schriftsteller Heinrich Böll seine Rede "Die Freiheit der Kunst" - jetzt soll diese Kunst beschnitten werden.

1,8 Milliarden Euro Schulden hat Wuppertal angehäuft, zwei Millionen Euro soll das Schauspielhaus deshalb einsparen. Seit gestern protestieren Künstler aus Opern und Theatern Nordrhein-Westfalens gegen die massiven kommunalen Sparpläne in Wuppertal, die das Aus für die berühmte Spielstätte der Wuppertaler Bühnen sowie das Tanztheater Pina Bausch bedeuten könnten. Auch Kulturstädte wie Essen, Mönchengladbach, Oberhausen, Dortmund und Hagen sind von kommunalen Sparzwängen betroffen, auch sie kämpfen um den Erhalt ihrer Häuser; die Bürger um die Attraktivität ihrer Städte.

"Die Theaterlandschaft in Deutschland ist einzigartig", sagt der Intendant der Wuppertaler Bühnen, Christian von Treskow. In den Häusern werde nicht nur konsumiert, sondern auch für die Menschen vor Ort produziert. Es seien Orte des Austauschs, des gemeinsamen Ärgerns oder Freuens. "Ein Wegfall dieser Häuser bedeutet einen ungeheuren Verlust." Die Protest-Aktion in seiner Stadt sieht Treskow als Chance: Wuppertal stehe im Fokus, als "paradigmatisches Beispiel für überschuldete Kommunen", die ihre freiwilligen Leistungen so kürzten, dass sie nicht mehr existierten. "Ganz Deutschland blickt auf uns."

In einem 24-stündigen Theater- und Musikmarathon treten seit gestern Abend rund um die Uhr mehr als 250 Künstler auf. Der Aktion vorangegangen ist eine Kundgebung und das Aufhängen des "Pleitegeier-Wanderpokals” für arme Städte am Wuppertaler Rathaus am Vormittag: Zwei große Banner, mit einem Pleitegeier als Motiv, werden eine Woche für alle sichtbar am Rathaus hängen. Dann werden sie der nächsten armen Stadt - Remscheid - übergeben. Mit dieser spektakulären Aktion soll deutlich werden, dass Wuppertal nicht alleine steht mit seiner Forderung nach Unterstützung.

Für den Deutschen Bühnenverein ist eine mögliche Schließung des Schauspielhauses Wuppertal "nicht hinnehmbar". Eine Theater-Schließung sei "nicht mehr rückgängig zu machen", erklärt der Theater-Dachverband. Die dramatische finanzielle Situation der Städte dürfe nicht zur "Abwicklung" solch bedeutender Kultureinrichtungen führen, heißt es weiter. Man werde sich daher wehren.