Tanztheater Pina Bausch trennt sich von Adolphe Binder

Der Streit in der Führungsebene des Tanztheaters endet mit einem großen Knall. Der Intendantin wird fristlos gekündigt. Der Geschäftsführer geht am Jahresende. Wie geht es nun weiter?

Die Intendantin Adolphe Binder stand lange in der Kritik.

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Wuppertal. Das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch trennt sich von seiner Intendantin Adolphe Binder. „Diese Entscheidung ist leider notwendig geworden, um die Handlungsfähigkeit dieser einzigartigen kulturellen Einrichtung wiederherzustellen“, erklärte der Beirat des Tanztheaters am Freitag. Binder ist seit gut einem Jahr im Amt. Auch der langjährige Geschäftsführer Dirk Hesse werde zum Jahresende seine Tätigkeit beenden. Damit steht das Theater der 2009 gestorbenen, weltberühmten Choreographin Pina Bausch vor einem Neubeginn.

In den vergangenen Tagen war durch ein Medien zugespieltes Papier ein weitgehender Konflikt zwischen der Geschäftsführung und Intendantin bekannt geworden. Der 49-jährigen Binder wurden darin Fehlverhalten, Mobbing und das Fehlen eines Spielplans für die kommende Saison vorgeworfen. Ihr Entwurf war von der Geschäftsführung nicht akzeptiert worden.

Die Tänzer wurden von den Schlagzeilen während eines Gastspiels in Paris überrascht. Sie kehrten am Freitag zurück und wurden bei einer Versammlung informiert. „Bedrückt, ernst und betroffen“ seien sie gewesen, berichtete Stadtdirektor Johannes Slawig.

Der Beirat - das Aufsichtsorgan des Theaters - erklärte, von der Geschäftsführung werde nun erwartet, dass spätestens im September der Spielplan vorgelegt werde. Auch solle das zehnte Todesjahr von Pina Bausch im kommenden Jahr berücksichtigt werden.

Binder hatte im Mai 2017 Leitung der berühmten Tanztruppe übernommen. Die seit den 1970er Jahren bestehende Kompanie von Pina Bausch zeigt die gefeierten Stücke der 2009 gestorbenen Choreographin in aller Welt. Unter Binders Intendanz hatten die Tänzer erstmals zwei abendfüllende Stücke anderer Künstler aufgeführt. Entsprechend würdigte der Beirat ihre „künstlerischen Impulse“.

Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) erklärte, der Konflikt auf der Leitungsebene, den sie bedauere, habe gelöst werden müssen. Tanz und Theater seien kollektive Künste. „Das erfordert starke künstlerische Ideen, aber auch Teamfähigkeit, Kommunikation und Führungskompetenz“, erklärte sie. Nordrhein-Westfalen unterstützt das Theater jährlich mit rund 1,2 Millionen Euro, auch die finanziell gebeutelte Stadt Wuppertal fördert die Truppe seit Jahrzehnten.

Pina Bausch gilt als eine der wichtigsten Choreographinnen weltweit. Ihre ausdruckvollen Stücke sind ein kultureller Exportschlager: Die Kompanie tritt jedes Jahr in vielen Ländern auf.

Die Weiterentwicklung des Tanztheaters soll nun ein Expertengremium begleiten. Alistair Spalding, der Leiter des Sadlers Wells Theaters in London, hat sich laut der Erklärung zur Mitwirkung bereit erklärt. Das Theater ist seit langem Kooperationspartner der Wuppertaler.

In einem offenen Brief hatten 35 Tänzer klargestellt, dass sie an den Diskussionen mit Management oder Beirat nicht beteiligt waren. Sie hätten auch keine Informationen über Vorwürfe gegen Intendanz oder Geschäftsführung erhalten. „Das ist alles sehr geschmacklos“, sagte eine Tänzerin dem Deutschlandfunk Kultur.

Für das geplante Pina-Bausch-Zentrum in Wuppertal hat der Bundestag gerade erst über mehrere Jahre gestreckt eine Förderung von insgesamt 2,2 Millionen Euro beschlossen. dpa