Hartmann - Selbstanzeige bei Steuerbehörden

Wien (dpa) - Der entlassene Direktor des Wiener Burgtheaters, Matthias Hartmann, hat sich bei den Finanzbehörden in Österreich und der Schweiz wegen eines möglichen Steuervergehens selbst angezeigt.

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Hartmanns Anwaltskanzlei bestätigte am Dienstag einen Bericht der Zeitung „Die Presse“. Es gehe um eine bisher nicht als Einkommen angegebene Summe von 110 000 Euro. Sie sei Teil der Gage Hartmanns, die ihm noch vor Beginn seiner Intendanz am Burgtheater in Wien 2009 für vorbereitende Arbeiten zugestanden worden sei.

Den Betrag von insgesamt 273 000 Euro habe der 50-Jährige der inzwischen ebenfalls fristlos entlassenen Vizedirektorin Silvia Stantejsky zur Verwahrung gegeben, davon aber in mehreren Tranchen vor einigen Jahren nur 110 000 Euro und vor wenigen Wochen 70 000 Euro erhalten.

Der ehemalige Intendant sei davon ausgegangen, dass die Steuerschuld erst mit der vollständigen Auszahlung der Honorare entstehe, sagte eine Anwältin der Kanzlei. Ihm sei mittlerweile klar gemacht worden, dass es sich dabei um eine Fehleinschätzung handle. Eine Selbstanzeige wirkt in Österreich strafbefreiend, sofern die Behörden noch nicht von sich aus ermitteln. Die Schweizer Behörden seien informiert worden, da die besagte Summe im Umfeld seines Umzugs von Zürich nach Wien angefallen sei, so die Sprecherin weiter.

Hartmann werde in Kürze gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber auf Kündigungsentschädigung klagen, hieß es. Es gehe angesichts eines Jahresgehalts von mehr als 200 000 Euro und diverser Regie-Einnahmen um einen Millionenbetrag. Der gebürtige Osnabrücker hatte einen Vertrag bis 2019.

Hartmann war vergangene Woche fristlos entlassen worden, da ihm eine Mitverantwortung an der als undurchsichtig geltenden Buchführung des renommierten Hauses angelastet wurde. Er hat eine solche Mitverantwortung für die Vorgänge und für die äußerst schwierige finanzielle Lage des Theaters stets bestritten.

Der Aufsichtsrat der Burgtheater GmbH will an diesem Mittwoch einen interimistischen Nachfolger für Hartmann bestimmen. Die neue Spitze soll das Haus zumindest bis 2015/2016 künstlerisch leiten.