Heinz Spoerli bringt Bach-Ballett nach Karlsruhe
Karlsruhe (dpa) - Bach und Ballett ist eine bewährte Mischung. Immer wieder greifen Choreographen zur Musik des großen Meisters. Der Schweizer Heinz Spoerli, bis zum vergangenen Jahr Ballettdirektor in Zürich, hat seit 1993 vier Bach-Stücke erarbeitet.
Sein „In den Winden im Nichts“ auf drei Solo-Suiten für Cello kam am Samstag im Staatstheater Karlsruhe erstmals in Deutschland auf die Bühne. Ein tänzerisches Konzentrat, bei dem vor allem die Ballerinas in Szene gesetzt wurden. Das Publikum war begeistert.
Spoerli erzählt keine Geschichte, sondern reagiert mit Bewegungen auf die Musik. Für dieses abstrakte Ballett hat er die Bühne leer geräumt. Einziger Schmuck ist ein riesiger Reif, der an der Rückwand hängt und aus dem ab und zu Nebel ausströmt. Das Licht lässt ihn mal metallisch blau oder grün erscheinen, mal bedrohlich rot, ein ähnliches Farbspiel wiederholt sich am Bühnenboden. Die Kostüme der Tänzer sind zurückhaltend: Eine Art altmodischer Badeanzug aus Samt, erst in weinrot, dann in grün und am Ende in blau-schwarz.
Zum 75 Minuten dauernden, eindringlichen Cello-Spiel von Alexandre Vay gruppieren sich die 28 Tänzerinnen und Tänzer mal im Chor, meist aber zu dritt oder im Pas de deux. Immer wieder werden die Frauen wie Schaufensterpuppen präsentiert und herumgetragen. In manchen Szenen scheinen sich die Tänzer gegenseitig ihr Können zu demonstrieren. Hin und wieder streut Spoerli auch ein neckisches Spiel und lustige Figuren ein, etwa wenn die Tänzerinnen wie flatternde Flamingos über die Bühne tippeln.
„In den Winden im Nichts“ ist das dritte Stück seines Bach-Ballett-Zyklus. Das erste entstand 1993 - damals war er Ballettdirektor in Düsseldorf - zu den Goldberg-Variationen. Danach folgten zwei Stücke auf die Cello-Suiten und 2009 dann „Wäre heute morgen und gestern jetzt“ zu verschiedenen Stücken für Solo-Geige. „Bach befreit mich“, schreibt der 72-Jährige im Programmheft. „Er öffnet mich, so dass ich als Choreograph mit ihm als Komponisten in einen ganz besonderen Dialog treten kann.“ Für dieses Gespräch entwickele er gemeinsam mit den Tänzern eine eigene Sprache des Körpers.
Dass die deutsche Erstaufführung zehn Jahre auf sich warten ließ, hat mit dem vollen Terminkalender Spoerlis zu tun. Erst als er seinen Posten in Zürich aufgab, erhörte er den Ruf der Karlsruher Ballettdirektorin Birgit Keil. Nach der Premiere ließ er sich vom Publikum und den Tänzern feiern.