„Lola rennt“ auch erfolgreich auf der Opernbühne
Regensburg (dpa) - Lola ist nicht rothaarig und sie rennt auch nur selten. Lola auf der Opernbühne ist anders als im Erfolgsfilm von Tom Tykwer. Dieser hatte Franka Potente als Lola durch die Straßen von Berlin rennen lassen, um ihren Freund Manni vor einem Gangsterboss zu retten.
Auf der Bühne reicht der Platz für kilometerlange Dauerläufe nicht. Trotzdem ist die Uraufführung der Oper „Lola rennt“ am Donnerstagabend in Regensburg ein voller Erfolg. In dem Auftragswerk wird Komponist Ludger Vollmer der äußerst erfolgreichen Filmvorlage gerecht. Vollmer hatte bereits die Oper „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin 2008 mit großem Erfolg am Theater Bremen uraufgeführt.
Das Premierenpublikum in Regensburg reagierte begeistert. Dafür sorgen vor allem die Percussionisten. Sie stellen mit ihren akzentuierten Schlägen die Sekunden dar, die verrinnen, während Lola nach einem Ausweg sucht.
Die junge Frau will das Leben ihres Freundes retten. Manni, der sich als Kurier für Gangster durchschlägt, hat das Geld seines Bosses in einer U-Bahn liegenlassen. 20 Minuten bleiben Lola nun, das Geld zu besorgen, sonst ist ihr Freund tot. Sie scheitert und fängt von vorne an. Insgesamt dreimal durchläuft sie diese dramatischen Minuten, ehe sie erfolgreich ist.
Zeit ist das bestimmende Thema in dieser Oper. „Ein großer Teil unseres Lebens wird mittlerweile durch die Zeit bestimmt“, sagt Komponist Ludger Vollmer. Sie werde heutzutage als Tauschwert sogar zu Geld gemacht.
Die Musik (Musikalische Leitung: Arne Willimczik) erinnert nur wenig an die elektronischen Stücke des Films, ist aber auch nicht alltäglich für Opern. Lediglich das Leitmotiv, das immer einen neuen Versuch von Lola ankündigt, und die sanften Streicher zum Ende der zweiten Sequenz, die mit dem Tod Mannis endet, sind sofort eingängig.
Die größte Herausforderung in der Umsetzung der filmischen Vorlage ist in der Inszenierung von Regisseurin Schirin Khodadadian jedoch das Bühnenbild. Tom Tykwer hatte mit Zeichentrickeinlagen, Bildschirmsplitting und rasend schnellen Schnitten eine unglaubliche Dynamik geschaffen. Auf der Theaterbühne könne dies nicht umgesetzt werden, erläutert Dramaturgin Christina Schmidt. „Wir haben ein Bühnenbild so entworfen, dass die Welt um Lola rennt.“
Mit Hilfe einer Drehbühne und zwei entgegengesetzt laufenden Ringen zieht die Welt rasch an der jungen Frau (Vera Semieniuk) vorbei. Um die Mühen zu verdeutlichen, klettert sie durch mehrere Meter hoch aufgestellte Lagerregale. Trotz der Turnübungen kommt ihre Stimme meist gegen das Orchester an. Überhaupt sind die Stimmen des Regensburger Ensembles dem Stück gewachsen. Herausragend ist jedoch die Leistung des Chors. Er führt das Publikum gesanglich durch die gesamte Handlung. Da stört es auch niemanden mehr, dass Lola dunkelblond statt rothaarig ist. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, erläutert Dramaturgin Christina Schmidt. „Wir wollten eine eigene Lola auf die Bühne bringen. Sie ist zwar nicht rot, aber nicht weniger sportiv als die Vorlage.“