„Peer Gynt“ eröffnet Hamburger Ballett-Tage
Hamburg (dpa) - Als am Ende des fast einstündigen Adagios Carsten Jung seine Partnerin Alina Cojocaru ein letztes Mal in die Höhe hebt und der Vorhang sich senkt, brandet stürmischer Beifall auf.
So intensiv, so ergreifend und so voller Poesie war das Wiedersehen zwischen dem ewig rastlosen Peer Gynt und der wahrhaft liebenden Solveig, die ein Leben lang auf ihn gewartet hat, dass die Zuschauer überwältigt zurückbleiben.
Mit der Neufassung von John Neumeiers „Peer Gynt“ sind am Sonntagabend die 41. Hamburger Ballett-Tage eröffnet worden. In den Hauptrollen brillierten Alina Cojocaru als Solveig und Carsten Jung als Peer Gynt sowie Anna Laudere als seine Mutter und Carolina Agüero in verschiedenen Frauenrollen. Frei nach dem dramatischen Gedicht von Henrik Ibsen erzählt das dreistündige Ballett zu der Musik von Alfred Schnittke die universelle Geschichte eines ruhelosen Menschen, der sich überall sucht und nirgends findet. Einzig allein die Liebe Solveigs, die immer zu ihm hält, kann ihn retten.
Neumeier hat sein Ballett von 1989 behutsam erneuert und einige Linien in der Choreographie klarer herausgearbeitet, auch Jürgen Roses Bühnenbild und Kostüme wurden komplett überarbeitet. Besonderer Clou der Aufführung ist die Übertragung der verschiedenen Aspekte von Peers Persönlichkeit auf vier weitere Tänzer: So verkörpert Aleix Martinez die Unschuld, Alexandre Riabko die Vision, Karen Azatyan die Aggression und Marc Jubete den Zweifel.
Die Ballett-Tage stehen in diesem Jahr ganz im Zeichen der Romantik. Bis zum 12. Juli sind Ballett-Klassiker wie „Giselle“ und August Bournonvilles „Napoli“ auf der Bühne der Staatsoper zu erleben, ebenso wie „Die Kleine Meerjungfrau“ nach Hans Christian Andersen sowie „Tatjana“ nach Alexander Puschkins Versepos „Eugen Onegin“. Höhepunkt ist wie jedes Jahr die fünfstündige Nijinsky-Gala. Als Gastcompagnie hat John Neumeier das Houston Ballet mit seinem Künstlerischen Direktor Stanton Welch eingeladen.