Eine Ära geht zu Ende Peymann beklagt Jugendwahn an deutschsprachigen Bühnen

Berlin (dpa) - Claus Peymann, Noch-Intendant des Berliner Ensembles, hat den Jugendwahn an Theatern beklagt. „Wir erleben die Auflösung der letzten Ensembles im deutschsprachigen Theater“, sagte der 79-Jährige, der im Sommer den Posten für seinen Nachfolger Oliver Reese (52) räumt, am Mittwoch.

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„Wir sind vielleicht das letzte Ensemble, in dem sich alte und junge Schauspieler gemeinsam um das Theaterglück bemühen“, so der Regisseur und Theaterleiter.

„Alte Schauspieler gibt es ja in Zukunft in den Ensembles nicht mehr, sie treten nur noch als Gäste auf“, meinte Peymann. „Aber es ist ein Unterschied, ob ein Schauspieler seine Identität und seinen Vorbildcharakter für die Jüngeren fest in einem Haus vertritt oder ob er eben zu seinen Vorstellungen kommt“, sagte Peymann bei seiner letzten Pressekonferenz als Direktor des Berliner Ensembles.

„Die Symbiose zwischen den Alten und den Jungen, das ist das Herz eines Ensembles. Und das Herz ist ausgerissen.“ Auch die zum Berliner Theatertreffen eingeladenen Regisseure würden immer jünger. „Der Jugendwahn ist ausgebrochen“, kritisierte Theater-Patriarch, der das Berliner Ensemble nach 18-jähriger Intendanz mehr oder weniger freiwillig verlässt. „Helene Weigel wäre hier doch nie Direktorin gewesen, die wäre doch längst auf Rente“, sagte Peymann in Anspielung auf die berühmte Theaterleiterin der einstigen Brecht-Bühne.

Das Berliner Ensemble, das er seine „zweite Haut“ nennt, sei immer sein Traum-Theater gewesen, sagte der Theaterchef. Vom Publikum verabschieden sich Peymann und sein Ensemble am 2. Juli mit einem „Der Abschied“ überschriebenen Abend. Mit „unvergesslichen Momenten und Szenen, Liedern und Filmen aus vielen der 190 Inszenierungen der vergangenen 18 Jahre“ geht die Ära Peymann dann zu Ende.