Politisches Theater Ruhrfestspiele mit Robert Wilson und Peter Sellars

Recklinghausen (dpa) - Die Starregisseure Robert Wilson und Peter Sellars, deutsche Schauspielprominenz von Robert Stadlober bis Sebastian Koch - die Ruhrfestspiele versammeln wieder große Namen der Theaterszene in Recklinghausen.

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In seiner vorletzten Spielzeit will der langjährige Intendant Frank Hoffmann unter dem Motto „Kopfüber Weltunter“ den Blick auf gesellschaftliche Umbrüche, Revolutionen, Terrorangst und das allgemeine Gefühl der verlorenen Gewissheiten richten.

Das traditionsreiche Festival am Rande des Ruhrgebiets startet am 1. Mai (Montag) mit einem Kulturvolksfest. Bis zum 18. Juni sind in über 20 Spielstätten mehr als 108 Produktionen zu erleben.

Schon die Eröffnungspremiere am 3. Mai (Mittwoch) verspricht ein Höhepunkt zu werden. US-Starregisseur Robert Wilson (75) inszeniert in einer Koproduktion mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus das Schauermärchen „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann als bildgewaltiges Rockspektakel. Probeaufführungen in Düsseldorf lösten Begeisterung beim Publikum aus.

In Hoffmanns schwarzromantischer Geschichte (1816) über einen grausamen Sandmann und die Liebe eines wahnsinnig gewordenen Studenten zu einer Automaten-Puppe wird ein Kindheitstrauma verarbeitet. Wilson („The Black Rider“) zeigt sich wieder einmal als Meister der Verfremdung und zieht mit seinem marionettenhaften Theater die Zuschauer in den Bann. Mit der wuchtigen Rockmusik der britischen Songwriterin Anna Calvi wird „Der Sandmann“ in die Gegenwart katapultiert.

Auch die folgenden Premieren haben viel zu bieten. Hoffmann, der 2018 nach 14 Jahren die Ruhrfestspiel-Intendanz abgibt, führt bei „Rausch“ von August Strindberg selbst Regie (Premiere 12. Mai). In dem Stück über das Chaos menschlicher Gefühle stehen Robert Stadlober und Wolfram Koch („Tatort“) auf der Bühne. Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“) tritt in „Egmont/Prometheus“ auf (Uraufführung 18. Mai).

Das Burgtheater Wien gastiert mit „Hermann und Dorothea“ von Goethe (Premiere 21. Mai). Das Thema: Ein Wirtssohn verliebt sich in ein Flüchtlingsmädchen. Das Schauspiel Hannover bringt Philipp Winklers Roman „Hool“ über einen Hooligan in der Regie von Lars-Ole Walburg auf die Bühne (Uraufführung 25. Mai).

Mit von der Partie ist auch US-Regisseur Peter Sellars mit dem Tanzstück „Flexn“, das vor allem ein junges Publikum begeistern soll. In der Deutschlandpremiere (14. Juni) setzen sich 15 Tänzer aus Brooklyn mit sozialer Ungleichheit und Rassismus auseinander.