Premiere: Heesters spielt bei Hochhuth
Die Musical-Fassung seines Stücks „Die Inselkomödie“ setzt mit dem 106-Jährigen auf voyeuristische Effekte.
Berlin. Er wollte unbedingt dabei sein, wenigstens eine kleine Rolle spielen. So sitzt der 106-jährige Johannes Heesters nun auf einem prächtigen Thron. Als König in Rolf Hochhuths "Inselkomödie" spricht der so gut wie erblindete Greis zwei kurze Monologe.
Am Mittwoch war er in einer Voraufführung des Musicals am Berliner Ensemble erstmals zu sehen. Am Freitag ist die offizielle Premiere, dann wird das Stück noch am 31. Juli, am 1., 5., 6., 7. und 8. August im Theater am Schiffbauerdamm gezeigt.
Heesters gehört zur illustren Riege der Stars, die der Dramatiker Hochhuth (79) für sein Sommerspektakel an Claus Peymanns Theater zusammengetrommelt hat. Zwei Fernsehgesichter sollen Publikum anlocken. Schauspielerin und Ex-Dschungelcamp-Bewohnerin Caroline Beil (43) spielt die Amazone Lysistrate.
In dieser Rolle fordert sie ihre Geschlechtsgenossinnen zum Sex-Streik auf, um die Männer vom Krieg abzubringen. Auch der "Lindenstraßen"-Wirt Kostas Papanastasiou steht auf der Bühne - wieder als Wirt.
"Schon von alters her, lehrt Homer: Frauen, setzt euch auch zur Wehr", deklamiert Heesters zum Auftakt des Singspiels. Seine Worte verschwimmen manchmal im Undeutlichen. In seinem schwarzen Samtanzug hat man ihn immerhin fein herausgeputzt.
Deftig geht es dann in Florian Fries’ Musicalfassung des bereits 1974 uraufgeführten Hochhuth-Stücks "Inselkomödie oder Lysistrate und die Nato" zu. Der 29-jährige Dirigent hat für die angestaubte Antikriegs-Komödie schmissige, zwischen Swing und Schlager changierende Songs komponiert.
Als "wahres Wunder" bezeichnete es Rolf Hochhuth, dass sein Sommerstück dieses Mal tatsächlich im Berliner Ensemble aufgeführt werden kann. 2009 hatte er nach verspäteter Anmeldung und wegen Bauarbeiten nicht ins Theater gedurft und sich einen gerichtlichen Streit mit Intendant Claus Peymann geliefert.
Hochhuth ist über die Ilse-Holzapfel-Stiftung Eigentümer der Theater-Immobilie, die er an das Land Berlin vermietet hat. Er hat das Recht, jedes Jahr in der Sommerpause eine Inszenierung zu zeigen.
Acht Mal wird die "Inselkomödie" am Schiffbauerdamm gezeigt - für Rolf Hochhuth reine Schikane. Man habe ihn rausgeworfen, eigentlich dürfe er bis zum 28. August spielen.
Das Team habe unter unmöglichen Bedingungen arbeiten müssen: Die Toiletten seien nur teilweise benutzbar gewesen, er habe auch nicht plakatieren dürfen, schimpft er. Auch auf der Internetseite des Theaters findet sich kein Hinweis auf sein Musical.
Das Haus sei für Touristen kaum auffindbar, da eingerüstet, beschwert er sich. Seinen Schauspielern sei die Fahrt auf den Hof verwehrt worden.
Erst nach einem Gnadengesuch an Peymann habe zumindest der 106-jährige Altstar Johannes Heesters direkt an die Tür gedurft. Da schreitet der Produktionsleiter beschwichtigend ein: Selbst Peymann dürfe wegen der Baustelle derzeit nicht mit dem Auto auf den Hof,
Dennoch will Hochhuth auch in Zukunft im Berliner Ensemble spielen lassen und hat seinen Anspruch für 2011 nach eigener Aussage schon angemeldet.