Shakespeare-Festival Neuss: Schräger Schabernack um die Liebe
Globe-Theatert: „Sommernachtstraum“ eröffnet Shakespeare-Festival in Neuss.
Neuss. Was für ein herrliches Durcheinander in Shakespeares "Sommernachtstraum" - Hernia liebt Lysander, soll aber Demetrios heiraten. Sie flieht mit ihrem Liebsten in den Wald, ihre Freundin Helena, die ihrerseits Demetrios liebt, mit diesem hinterher. Elfenkönig Oberon lässt sie durch seinen Kobold Puck verzaubern, weshalb Lysander und Demetrios nun nach Helena lechzen. Dank des großzügigen Einsatzes der Liebesblume ist auch Elfenkönigin Titania dem Handwerker Bottom samt seinem angehexten Eselskopf zärtlich zugetan.
Mit einer temporeichen Inszenierung gastierte die Tourneetruppe des Globe Theaters in London von Freitag bis Sonntag im Globe-Nachbau auf der Neusser Rennbahn. Gebäude und Gelände wurden gerade für 400000 Euro in Schuss gebracht. Drinnen dürfte es nun nicht mehr durchregnen, draußen entfaltet sich durch zahlreiche Sitz- und Wandelmöglichkeiten eine geradezu britisch entspannte Atmosphäre inklusive Picknick-Angebot.
Derart eingestimmt lassen sich die Besucher gern von der Komödie gefangennehmen, die die Wechselfälle der Liebe feiert - so munter rustikal, wie Shakespeare es selbst vor 400 Jahren angelegt haben könnte. Die Inszenierung von Raz Shaw beweist, dass bescheidene Dekorationsmittel ausreichen, um eine packende Theater-Illusion zu erzeugen - und sie zugleich zu brechen, etwa wenn die Schauspieler in ihren 20er Jahre-Kostümen auf offener Bühne die Rolle wechseln. Denn die acht Akteure übernehmen alle 21Partien, spielen zudem Banjo und Saxophon und demonstrieren die hohe Kunst, das Publikum als vorgebliche Laiendarsteller zu Lachstürmen hinzureißen.
Dass sie mit langanhaltendem Beifall gefeiert wurden, freute die Schauspieler sichtlich - den gibt es bei den zurückhaltenden Briten zuhause nämlich nicht.