Premiere: Michael Jackson - Ein letztes Mal Moonwalk

„Thriller live“ bringt die ganz großen Tänze von Michael Jackson auf die Bühne – manchmal scheint die Illusion perfekt.

Köln. Es ist ein kurzer Moment. Fünf junge Männer mit Afro-Frisur und Schlaghosen werfen die Arme hoch, der jüngste von ihnen prescht nach vorne, ruft "I think I love you" und wirft den Kopf in Schräglage.

"Shake it, shake it, baby" singt der Junge und man denkt: Ja, genau so muss es gewesen sein. Die Illusion ist für einige Sekunden perfekt, auf der Bühne des Kölner Musical Domes stehen die Jackson Five und singen "ABC".

Am Mittwochabend hat "Thriller live", die Michael-Jackson-Tribute-Show, Premiere gefeiert. Um es vorweg zu nehmen: Es ist keine Produktion, die nach Jacksons Tod aus dem Boden gestampft wurden, um rasch viel Geld zu machen.

"Thriller live" von Jackson-Biograph Adrian Grant war bereits ab 2006 in London zu sehen. Es ist die Chance, große Momente der Musikgeschichte live zu erleben. Der legendäre Moonwalk, die atemberaubend schwerelose Choreographie von "Smooth Criminal", den "Thriller"-Tanz, der das Musikvideo-Genre revolutionierte. Das alles kommt noch einmal auf die Bühne.

Das Gute daran: Imitatoren des Megastars sucht man in dieser Show vergeblich. Tanz und Gesang sind getrennt. Insgesamt fünf Leadsänger sind nötig, um dem King of Pop gerecht zu werden: einen für den Soul, einen für den Discopop, eine Sängerin fürs Falsetto und einen für die rockigen Momente - wobei letzterer seltsam deplatziert wirkt.

Publikumsliebling ist der 13 Jahre alte Sterling Williams, dessen klare Stimme der des Kinderstars Michael Jackson erstaunlich nahe kommt. Dennoch bleiben die Sänger gelegentlich hinter der hervorragenden tänzerischen Leistung zurück.

Kurze, erträglich lobhudelnde Moderationen in englischer Sprache und Videoeinblendungen leiten zu den großen Stationen im Künstlerleben von Michael Jackson. Die Choreographien sind exakt originalgetreu und gehen zum Beispiel bei "Dirty Diana" und "Don’t stop til you get enough" dennoch über das bloße Nachtanzen hinaus.

Und doch bleibt nach 35 Liedern eine Erkenntnis haften: Michael Jackson hat nicht nur mit seiner Art zu singen und zu tanzen vollkommen Neues geschaffen. Manche seiner Tänze sind mehr als 30 Jahre alt und erscheinen heute noch moderner als jede Boyband-Choreographie.

Diese Show bewahrt sein Vermächtnis und zeigt doch gleichzeitig auf, dass an den Mann kein Rankommen ist. Niemand wird "Thriller" jemals wieder so exakt tanzen. Niemand wird "The way you make me feel" jemals wieder so frech und kieksend singen.

Und doch: Es gibt jene Momente, in denen die Illusion perfekt ist. Wenn Ex-Jackson-Tänzer Richard Fredric Baird Jr. "Billie Jean" tanzt, dann ist so ein Moment. Dann glaubt man, man würde tatsächlich im Publikum der "25 Jahre Motown Show" sitzen, bei der Jackson diesen Tanz erstmals auf die Bühne brachte. Im Musical Dome gab es an der Stelle kein Halten mehr. Die letzten Lieder stand das Publikum im Saal, tanzte und sang mit.

"Thriller live" ist noch bis zum 11. Oktober im Kölner Musical Dome zu sehen. Vom 13. bis zum 25. Oktober läuft "Thriller live" im Düsseldorfer Capitol.