Salzburger Festspiele: „Unser Gründungsmythos trägt uns noch bis heute“
Helga Rabl-Stadler, die Präsidentin der Salzburger Festspiele, über wechselnde Intendanten und bleibende Ansprüche.
Salzburg. Die Salzburger Festspiele rechnen trotz Rekorden bei Besuchern und Sponsoren-Geldern nur mit einer „schwarzen Null“ für die Festspiele 2013. Die Präsidentin der Festspiele, Helga Rabl-Stadler, spricht im Interview über finanzielle Herausforderungen, Intendanten-Karussells und die Zukunft des weltgrößten Theaterfestivals.
Frau Rabl-Stadler, die Intendanten wechseln immer schneller. Jetzt hat auch Alexander Pereira nach nur drei Jahren hingeworfen und wird Intendant in Mailand. Steckt das Festival in der Krise?
Helga Rabl-Stadler: Ich sehe da keine krisenhaften Zeichen. Aber natürlich sind diese Kurzintendanzen nicht das, was sich Festspiele wünschen.
Eigentlich müsste man sich ja die Finger lecken nach der Leitung einer solch bedeutenden Kulturinstitution . . .
Rabl-Stadler: Im Falle von Alexander Pereira gab es eine ganz besondere Konstellation in seinem Leben. Eigentlich wollte er eine neue Ära begründen. Doch dann wurde die Chefposition der Scala ausgeschrieben und Pereira drängte, nach nur einer Saison, auf eine Verlängerung seines Vertrages bis 2020. Das wollte ihm unser Aufsichtsrat aber nicht zugestehen. Ich habe diese Entscheidung verstanden. Ich verstehe auch Pereira, der die Chance nicht vergeben wollte, Chef der Scala zu werden.
Festivals gibt es reichlich, viele bieten höchste Qualität. Wie wollen sich die Salzburger Festspiele hervorheben?
Rabl-Stadler: Die Debatte darüber führen wir seit 1920, als die Festspiele gegründet wurden. Gründungsauftrag war eine Friedensbotschaft in einer Zeit des Krieges und der Gewalt. Dieser Gründungsmythos trägt uns bis heute. Dieses Jahr wenn des Beginns des Ersten Weltkriegs zum 100. Mal gedacht wird, ist dieser Auftrag so aktuell wie eh und je. Wir stellen uns ihn mit einem großen Programmschwerpunkt.
Sie werden bis 2017 amtieren und als Präsidentin noch das erste Jahr des neuen Intendanten Markus Hinterhäuser mitgestalten. Was erwarten Sie sich von ihm?
Rabl-Stadler: Ich hoffe, dass es Hinterhäuser gelingt, wieder eine Ära zu begründen. Zehn Jahre sind eine gute Zeit, um den Festspielen einen Stempel aufzudrücken.
Was sehen Sie selbst als Ihr bisher wichtigste Leistung an?
Rabl-Stadler: Als ich kam, galten die Festspiele als abgehoben und elitär, eine Nachwirkung der Karajan-Ära. Gerard Mortier, Hans Landesmann und Heinrich Wiesmüller haben die Tore der Festspiele weit geöffnet. Ich konnte das noch verstärken, etwa mit den Siemens-Festspielnächten.