Schauspielerin Doris Schade gestorben
München (dpa) - Sie galt als Grande Dame des Münchner Theaters. Als sie das letzte Mal in den Kammerspielen auf der Bühne stand, war sie in einem Liederabend von Franz Wittenbrink zu sehen.
Der Titel: „Alle Lust will Ewigkeit“. Schauspielerin Doris Schade ist am Montagabend im Alter von 88 Jahren gestorben - in ihrer Münchner Wohnung und im Kreis ihrer Familie. „Sie ist friedlich eingeschlafen“, sagte ihre Agentin Claudia Spies am Dienstag.
In den letzten Jahren ihres Lebens hatte Schade sich von der Bühne und auch aus dem Filmgeschäft zurückgezogen. Ihre letzte Kinorolle war vor wenigen Jahren die der „Oma Slättberg“ in der Mädchenfilm-Reihe „Die wilden Hühner“.
Berühmt gemacht hat sie aber das Theater. Jahrzehntelang zählte Schade zu den wichtigen Protagonistinnen auf deutschsprachigen Bühnen. Ihr Debüt gab die am 21. Mai 1924 im thüringischen Frankenhausen geborene Schauspielerin am Stadttheater im niedersächsischen Osnabrück als Luise in Schillers „Kabale und Liebe“. Es folgten weitere Engagements unter anderem in Bremen, Nürnberg, Frankfurt, Stuttgart, Köln, Düsseldorf und am Burgtheater in Wien. 1962 kam sie erstmals an die Münchner Kammerspiele, zehn Jahre später gastierte Schade zum ersten Mal bei den Salzburger Festspielen und ging anschließend für fünf Jahre an das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg. Nach dem kurzen Gastspiel kehrte sie 1977 nach München und an die Kammerspiele zurück.
Als eines der wenigen Mitglieder des Ensembles Dieter Dorn blieb sie dem Haus auch nach seinem Wechsel an Residenztheater und unter der Intendanz von Frank Baumbauer treu. Ihre ebenso schlichte wie entwaffnende Begründung damals: „Ich liebe dieses Haus.“
Und das Haus liebte sie: Seit ihrer ersten Rolle als Desdemona in Shakespeares „Othello“ an der Seite von Rolf Boysen begeisterte sie jahrelang das Kammerspiel-Publikum. Wie nur wenigen in ihrem Beruf gelang es ihr, sich in die vielfältigsten Frauengestalten der verschiedensten Gesellschaftsschichten zu verwandeln. Sie brillierte in der Arbeit mit Regisseuren wie Dorn, Ernst Wendt und Hans Lietzau, Fritz Kortner, Claus Peymann oder Peter Zadek und wirkte - ganz nebenbei - auch noch in zahlreichen Filmen mit. Darunter waren Rainer Werner Fassbinders „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ oder „Jenseits der Stille“ von Regisseurin Caroline Link.
Schade war eine gefeierte Schauspielerin. 1986 erhielt sie den Gertrud-Eysoldt-Ring als beste Schauspielerin, 1993 das Bundesverdienstkreuz und 1999 mit den Maximilians-Orden für Wissenschaft und Kunst. 2002 wurde sie mit dem Bayerischen Theaterpreis für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Münchens Oberbürgermeister Ude würdigte sie einmal als herausragende Schauspielerin, „die entscheidende Spuren in der deutschen Theaterlandschaft hinterlassen hat“.