Händel-Oper im Boxring Stuttgart zeigt sportlichen „Ariodante“

Stuttgart (dpa) - Mit einer sportlichen Note hat die Staatsoper Stuttgart Georg Friedrich Händels „Ariodante“ als kämpferisches Spektakel in einem Boxring auf die Bühne gebracht.

Wie bei einem Schaukampf betraten die Akteure am Sonntagabend erst in Trainingsklamotten mit Kapuzenumhängen die Bühne. Am Ende tanzten sie passend zur Musik in Barockkleidern. Es mögen diese Stilbrüche von Nina von Mechow (Bühne und Kostüme) gewesen sein, die einige Buh-Rufe im Premierenjubel auslösten. Die gingen allerdings unter in dem insgesamt kesselnden Applaus mit Bravo-Rufen.

Das Regieduo mit Opernintendant Jossi Wieler und dem Dramaturgen Sergio Morabito konnte sich über ein extrem spielfreudiges und gesanglich bis in den letzten Ton fein abgestimmtes Ensemble unter Leitung von Dirigent Giuliano Carella freuen. Die Zuschauer empfingen Carella schon nach der Pause des insgesamt fast vierstündigen Abends mit überdurchschnittlichem Beifall.

Erzählt wird die Geschichte des Ritters Ariodante, gesungen von Mezzosopranistin Diana Haller. Ariodante verliebt sich in die Prinzessin Ginevra (Ana Durlovski). Beide sind für einander bestimmt, wäre da nicht der heimtückische Herzog Polinesso (Christophe Dumaux), der ihr Glück vereiteln und Ginevra für sich haben will. Vor allem für den zart nuancierten Sopran der darstellerisch überragenden Durlovski und den für erfrischenden Countertenor Dumaux gab es immer wieder Szenenapplaus.

Wieler und Morabito, die als nächstes im Juni das russische Epos „Pique Dame“ von Peter Tschaikowsky inszenieren, gaben am Rande auch einen Ausblick auf die kommende Spielzeit. Bevor Wieler im nächsten Jahr die Intendanz abgibt, inszeniert er im März 2018 „Don Pasquale“ von Gaetano Donizetti und danach im Juli die Uraufführung „Das Erdbeben von Chili“ von Heinrich von Kleist zu einer Komposition des Japaners Toshio Hosokawa - jeweils mit Morabito.

Das im vergangenen September zum „Opernhaus des Jahres“ gekürte Staatstheater beginnt die nächste Spielzeit im Oktober mit „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck in einer Neuproduktion von Kirill Serebrennikow. Der russische Kultregisseur holt dazu Kinder aus Ruanda in den deutschen Wald nach Stuttgart. Festgehalten wird das Projekt auch in einer Dokumentation.

Im Dezember folgt Luigi Cherubinis „Medea“ in der Regie von Peter Konwitschny. In einer Koproduktion mit der Brüssler Oper La Monnaie ist Ende April 2018 die Doppelpremiere „Der Gefangene“ von Luigi Dallapiccola und „Das Gehege“ von Wolfgang Rihm zu sehen - in einer Regie von Andrea Breth.

Insgesamt zeigt die Staatsoper 23 Produktionen in der Saison 2017/2018. Wieler gibt die Leitung des Hauses im nächsten Jahr ab, um sich wieder stärker als freier Regisseur auch dem Schauspiel zu widmen. Viktor Schoner, Künstlerischer Betriebsdirektor der Bayerischen Staatsoper München, übernimmt dann als Opernchef.