Konzert "Alive and Swingin"-Show: Nur ein Abglanz goldener Zeiten

Ein Revival von US-Hits der 60er Jahre als Show zwischen Nostalgie und Satire.

"Alive and Swinging" mit (v.l.) Rea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha und Comedy-Star Michael Mittermeier.

"Alive and Swinging" mit (v.l.) Rea Garvey, Xavier Naidoo, Sasha und Comedy-Star Michael Mittermeier.

Foto: Zanin, Melanie (MZ)

Düsseldorf. Es hätte furchtbar langweilig werden können. Doch die Macher des Showprogramms „Alive and Swingin’“ haben eine Parade amerikanischer Schlager der 60er Jahre mit Comedy kombiniert. So gibt es viel ironische Auflockerung. Jetzt machten das Sänger Trio mit Rea Garvey, Xavier Naidoo und Sasha sowie Kabarettist Michael Mittermeier Station in der Düsseldorfer Mitsubishi-Electric-Halle.

„Eins dürfen wir nicht vergessen“, krakeelt Mittermeier mit bayerischem Tonfall in die große, ausverkaufte Halle hinein: „Heute ist Düsseldorf Las Vegas!“ Als ihm der Publikumsjubel über die sensationelle Neuigkeit zu dürftig erscheint, wiederholt er die Verkündigung, um die Resonanz darauf zu einem Begeisterungssturm heranwachsen zu lassen. Freilich ist all das nicht ganz ernst gemeint, und auch die Gesangsnummern sind es nicht wirklich. Denn schon nach dem ersten Hit „Come fly with me“ wird klar, dass die goldenen Zeiten charismatischer Gesangs-Entertainer vorbei ist und nur noch ein blasser Abglanz verbleibt.

Keiner der Drei, weder der Ire Rea Garvey, noch die Deutschen Naidoo und Sasha konnte nahtlos an die Mitglieder des legendären Ratpacks mit Frank Sinatra, Dean Martin und anderen Sänger-Persönlichkeiten anknüpfen. Und das leicht satirische Format stellt von Anfang an klar, dass sich kein Beteiligter der Illusion hingibt, man könne die Vergangenheit wieder lebendig machen. Natürlich reißen Hits wie „My way“ oder „New York, New York“ heute noch mit, so dass die Begeisterung im Saal kräftig aufbrandete. Aber nebenbei macht es nachdenklich, dass dieses noch immer faszinierende Lebensgefühl, das diese Songs ausdrücken, in Hits heutiger Machart kaum mehr vorhanden ist, vielleicht weil man den Glauben daran verloren hat.

Aber das Bedürfnis im alten Glanz zu schwelgen, gibt es mehr denn je. Mittermeier bringt es auf den Punkt, wenn er witzelt: „Ich bin Fred Astaire, gefangen im Körper eines bayerischen Komikers.“ Nun machen sich die drei Sänger und der Komiker gerne gegenseitig etwas fertig, spotten übereinander, etwa über das Deutsch mit irischem Akzent von Rea Garvey. Es gibt auch zaghafte Spitzen gegen Xavier Naidoos umstrittene politische Äußerungen, die in den vergangenen Jahren ein paar Wellen geschlagen hatten. Das bringt Würze ins Geschehen und verhindert das Zustandekommen einer bloßen Nostalgie-Show.

Unterdessen ist das Repertoire groß. Es gibt eine humoristische James-Bond-Einlage mit alten und neuen Songs der Bond-Filme — „Goldfinger“ eingeschlossen. Ein Spaß-Casting wird veranstaltet: „Wer ist der beste Bond?“ Da sich bis auf Naidoo alle betont blöd anstellen, geht die Rolle an ihn. Mittermeier tritt im goldenen Gewand auf und wirkt wie eine schräge Mischung aus Bond-Girl und Geheimdienst-Leiterin M.

Beim ironischen Schwelgen in der Vergangenheit kommt auch der deutsche Schlager kurz zu Ehren. Sasha singt Reinhard Meys „Über den Wolken“. Dafür zieht Sasha noch eine Nickelbrille aus der Seitentasche seines Smokings und äfft die etwas betuliche Art des deutschen Sängers etwas nach. Über den Wolken befinden sich die meisten Stars, deren Songs bei „Alive and Swingin’“ zu erleben waren. Dort mögen sie über ihr posthumes Comeback schmunzeln.