Kunst Letzte Artig-Werkschau im Boui Boui Bilk
Junge Künstler der Initiative „Artig“ zeigen am Wochenende ihre Arbeiten in der alten Schraubenfabrik. Sponsoring von Vodafone läuft aus.
Düsseldorf. Es wird geschraubt und geklebt. Die Bilder halten nicht besonders gut auf den Backsteinwänden der alten Schraubenfabrik. Die jungen Künstler helfen sich untereinander, am Ende werden sie doch befestigt. Muna Zubi kennt das schon. Zum 14. Mal durchlebt sie die Anspannung vor Beginn der Werkschau von Artig. Das bringt sie nicht mehr aus der Ruhe. Sie selbst war schon mit 18 Jahren Teilnehmerin. Heute ist sie Koordinatorin des Projekts. „Artig ist unser Baby“, sagt sie.
Über sechs Monate haben junge Künstler zwischen 17 und 24 Jahren an ihren Werken gearbeitet. Unterstützt wurden sie von Profis. An diesem Wochenende zeigen sie die gemalten Bilder, Fotografien und Performances im Boui Boui Bilk. Zum letzten Mal, denn Artig wird es nicht mehr geben.
Die Vodafone-Stiftung unterstützte das Projekt zwölf Jahre lang. Im November vergangenen Jahres wurde dann die Neuausrichtung bekannt. Grund seien Änderungen in „budgetären und strategischen Rahmenbedingungen in der Stiftung“, heißt es in einer Stellungnahme der Vodafone- Stiftung. Man wolle sich mehr auf „die Auswirkungen der Digitalisierung“ konzentrieren. Die jungen Düsseldorfer Künstler bleiben dabei auf der Strecke. Dass sich ein neuer Geldgeber für die knapp 140 000 Euro jährlich findet, ist wohl ausgeschlossen.
Trotzdem kommt bei der Vorbereitung der Schau für das Wochenende alles andere als Endzeitstimmung auf. „Egal was mit dem nächsten Jahr ist, wir fokussieren uns jetzt auf diesen Jahrgang“, erklärt Muna Zubi.
Dadurch ist eine spannende Ausstellung entstanden. Hendrik Büsken ist in diesem Jahrgang. Der 23-Jährige studiert eigentlich BWL. Nicht untypisch. „Manche Teilnehmer studieren etwas mit Kunst, andere sammeln hier erste Erfahrungen oder wollen sich einfach ausprobieren“, erklärt Muna Zubi.
Hendrik Büsken steht vor seinen Fotografien. Auf jedem Bild ist ein Mensch in einer U-Bahn-Station zu sehen. „Ich habe schon als Kind U-Bahnen geliebt.“ Auch heute ist er Fan, insbesondere der Wehrhahn-Linie. Ihn interessieren die Geschichten hinter den Fahrgästen. „Ich war beeindruckt von der Intimität, obwohl ich die porträtierten Menschen kannte.“ Über das Fremdgehen oder Fußballspiele handeln die Geschichten, die auf einem alten Röhrenbildschirm zu lesen sind.
Hendrik Büsken schätzt die Offenheit und die professionelle Unterstützung, mit der die Ideen der Künstler entwickelt wurden. „Es fällt ganz klar ein Anlaufpunkt für Düsseldorfer Kreative weg.“
„Nostalgie schwingt natürlich mit“, sagt Muna Zubi. „Für mich ist es total schwer, wir haben das Projekt so lange betreut.“ Artig habe über die Jahre ein Netzwerk aus jungen Kreativen sowie Institutionen und Projekten angeboten. Muna Zubi weiß, dass davon vieles weiterhin Bestand hat. Beim Blick durch die Halle schaut sie auf einen Ehemaligenen, der heute beim Aufbau hilft. Sie berichtet von anderen Ex-Teilnehmern, die den Geist des Projektes an unterschiedlichen Orten weiter tragen. „Wir fühlen alle Artig“, sagt sie.
In diesem Jahr sind viele der Ehemaligen eingeladen. Fotos von früher, alte DVDs und Flyer haben die Koordinatoren zusammen gesucht. Muna Zubi sucht das Anmeldeformular aus dem ersten Jahrgang heraus. Analog ging das damals noch. „Wir haben etwas gesät, was weiter blühen wird.“