Tanz Antje Pfundtner: Eine Choreografin lässt die Wörter aus der Reihe tanzen

Antje Pfundtner zeigt ihre neueste Produktion am 10. und 11. März im FFT Juta und fordert Sehgewohnheiten heraus.

Foto: Anja Beutler

Düsseldorf. „Wie lese ich Tanz?“ Diese Frage ist der Choreografin immer wieder gestellt worden. Und, das gibt Antje Pfundtner im Gespräch zu, hat sie auch immer wieder genervt. Doch die Tanzkünstlerin, geboren 1976 in Dortmund, hat Humor und gibt mit ihrer neuesten Arbeit „Aus der Reihe tanzen“ eine Antwort. Sprichwörter und Redewendungen hat sie zusammengetragen, vier Performer übersetzen sie in Tanzbilder.

„Auf dem Zahnfleisch gehen“ sieht dann so aus, dass Tänzer mit dem Mund über den Boden kriechen. Gleichzeitig erscheint an den Wänden Text. Pfundtner will mit ihrer Choreografie Sehgewohnheiten der Zuschauer herausfordern. Sie gibt die Frage zurück: Wer braucht eine Übersetzung, um lesbar zu sein, der Tanz oder die Sprache?

Frau Pfundtner, hört man die Redewendung „Aus der Reihe tanzen“ hat man ziemlich deutlich jemanden im Kopf, der sich daneben benimmt. Schränkt das die Interpretation Ihrer Szenen nicht enorm ein?

Antje Pfundtner: Ich habe mich an die Anweisung in den Redewendungen gehalten und nicht an die Bedeutung. Also eher gefragt, wie sehen Reihen aus, wie bewegt sich jemand aus der Reihe. Ich gebe damit den Sprichwörtern ihre Bildhaftigkeit zurück.

Was interessiert Sie an der Verbindung von Sprache und Tanz?

Pfundtner: Das ist schon lange ein Forschungsfeld in meinen Arbeiten, die häufig erzählerisch oder auch biographisch sind. Sprachwitz ist eine Liebhaberei von mir, so etwas hat für mich eine große Poesie.

Möchten Sie, dass Ihre Arbeiten witzig sind?

Pfundtner: Humor ist nicht wegzudenken, auch wenn die Arbeiten nicht darauf angelegt sind.

Wo der Hund begraben liegt, liegt im Auge des Betrachters.

Pfundtner: Die Zuschauer werden verführt durch die Schrift an der Wand, die sich aber mit der Zeit verabschiedet. Sie müssen sich ziemlich schnell entscheiden: Wer braucht hier eigentlich die Übersetzung?

Wie sind sie mit dem Text bei der Arbeit selbst umgegangen?

Pfundtner: Ich habe ihn als eigene Figur betrachtet. Es gibt in der Choreografie eine Schlüsselstelle, in der geht es darum, dass jemand auf die Pauke haut. An diesem Punkt verschwindet der Text aus dem Geschehen.

Das FFT ist seit Jahren ein fester Koproduktionspartner für Ihre Arbeiten. Nach der Premiere in Hamburg ist das jetzt für Sie mehr als nur ein Gastspiel in Düsseldorf?

Pfundtner: Die Premiere im FFT stellt noch einmal einen neuen Reiz an die eigene Arbeit. Die Räume sind anders, das muss ich vorher schon mitkonzipieren. Das FFT ist neben Kampnagel in Hamburg mein tollster und längster Produktionspartner. Und da ich aus NRW komme, fühlt sich das für mich sehr vertraut an. Die Premiere in Düsseldorf ist mir schon sehr wichtig.