Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker Karnevalskonzert: Der Weg aus dem Bach-Koma
Klassische Musik und Humor — das passt, sagen die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker und laden zum Karnevalskonzert.
Haben Blechbläser mehr Humor als andere Musiker?
Martin Hofmeyer (Soloposaune): Ja, Blechbläser sind fast immer gutgelaunt und haben auch nach Jahren noch Spaß an der Sache, die sie tun.
Arno Pfeuffer (Bassposaune): Unser Lebensgefühl ist einfach durchweg positiv. Humor ist die eine Sache.
Aber warum heißt es „Frech wie Blech“?
Hofmeyer: Wir sind freier als andere Musiker. Wir trauen uns, Tabus zu brechen. Sonst gäbe es das Karnevalskonzert nicht.
Wie entstand die Veranstaltung?
Hofmeyer: Das Konzert hat 1998 zum ersten Mal stattgefunden. Wir hatten zuvor an Neujahr in einer Zehner-Besetzung in der Tonhalle gespielt. Das war sehr lustig und wir überlegten, ob es nicht schön wäre, so etwas an Karneval zu wiederholen. Karneval und Düsseldorf gehören ja zusammen.
Es scheint einfacher zu sein, musikalische Sachverhalte zu vermitteln als den Witz in der klassischen Musik.
Pfeuffer: Humor im klassischen Konzert funktioniert für uns nicht. Denn sobald wir lachen müssen, können wir als Bläser natürlich nicht mehr spielen. Da müssen wir eine saubere Arbeit abliefern. Aber während der Proben erlauben wir uns schon den einen oder anderen Scherz.
Wie sieht das dann aus?
Hofmeyer: Zum Beispiel hat ein Trompeterkollege bei Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ einen halben Ton tiefer als vorgegeben angefangen, was natürlich beim — dann sehr schrägen — Einsatz der anderen für großes Lachen sorgte. Das ist gewollt und in der Probe ok. Einmal habe ich jedoch während eines Konzerts dumm dagestanden. Ein Kollege hatte voll in eine Pause reingehauen, drehte sich um zu mir und schon schaute mich das gesamte Publikum an. Die Zuhörer dachten natürlich, ich hätte den Fehler gemacht. Aber das habe ich ihm nicht krumm genommen.
Es gibt humorvolle und weniger humorvolle Komponisten. Die Romantiker zum Beispiel gelten ja nicht als sonderlich fröhlich.
Pfeuffer: Richard Strauss zählt für mich auch zu den Romantikern, versteht aber durchaus Spaß. Im „Rosenkavalier“ zum Beispiel werden an einer Stelle die Hörner so eingesetzt, dass sie den sexuellen Höhepunkt eines Liebespaares zum Ausdruck bringen. Das hat Witz, auch wenn es etwas derb ist.
Die Engländer sind die Meister des schwarzen und auch des derben Humors. Für sie ist wohl Moll lustiger als Dur?
Pfeuffer: Wenn man das so bestätigen würde, täte man dem britischen Humor Unrecht. Der ist deutlich vielschichtiger.
Was müssen die Zuhörer an Knowhow beherrschen, um zu verstehen, wann klassische Musik erhaben und wann komisch ist?
Pfeuffer: Für mich ist Musik vor allem gefühlsbetont. Musik spricht für sich, Vorwissen braucht man aus meiner Sicht eher selten. Bei unserem Karnevalskonzert sowieso nicht.
Das Konzert am Freitag steht unter der Überschrift Sinfonia Dementia. Warum?
Hofmeyer: Nach dreijähriger Abstinenz sind wir mit unserem Konzert zurück - als nörgelnde Alte mit jungen Pflegern und einem ehemaligen Trompeter im „Bach-Koma“, der zu neuem Leben erweckt wird.
Stimmt es eigentlich, dass Blechbläser bei Konzertfahrten im Bus immer hinten sitzen?
Hofmeyer: Auf jeden Fall, immer auf die Lümmelbank.
Pfeuffer: Ja, ich habe schon als Kind immer hinten gesessen. Und wehe, da sitzt schon jemand.
“Konzert „Frech wie Blech“: Freitag, 24. Februar, 20 Uhr. Tonhalle. Programm: u.a. Schwanensee, Die Karawane zieht weiter. Tickets: 18 bis 39 Euro, Schüler zahlen fünf, Studenten zehn Euro. Telefon 89 96 123.
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