Theater-Neustart in Düsseldorf
Generalintendant Staffan Holm beginnt seine Spielzeit mit großen Themen — und rückt näher ans Publikum heran.
Düsseldorf. Berührungsängste kennt Staffan Holm nicht. Der Schwede, der im Sommer Amélie Niermeyer ablöst und die Leitung des Düsseldorfer Schauspielhauses übernimmt, macht bei der Spielplanvorstellung gestern unumwunden klar, wohin die Reise geht: „Wir stellen Fragen, die wir mit dem Publikum beantworten. Wir werden kein Stiltheater sein, haben kein Logo und kein Motto. Unser Logo ist das, was wir auf der Bühne schaffen.“
Holm, der, wie unsere Zeitung bereits exklusiv berichtete, am 14. Oktober mit seiner Inszenierung von Shakespeares „Hamlet“ startet, fordert das Publikum gleich zu Beginn mit Unterstützung der drei Hausregisseure Nora Schlocker (28 Jahre), Falk Richter (43) und Nurkan Erpulat (37): Er lädt in den ersten zehn Tagen zu sieben Premieren im Schauspielhaus und Jugendtheater ein.
Das sind neben „Hamlet“ unter anderem „Karte und Gebiet“ nach Michel Houellebecq, das erst in diesem Jahr auf Deutsch erschien, „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann sowie im Jungen Schauspielhaus „Nichts“, der erst 2010 ins Deutsche übersetzte Jugendroman der dänischen Schrifstellerin Janne Teller, in welchem ein Siebtklässler erschreckend konsequenz dem Leben den Sinn abspricht.
Das Werk, das die unschuldige Welt der Kinder radikal mit dem Nihilismus konfrontiert, war und ist bis heute umstritten und als Schullektüre teilweise verboten.
Holm rückt junges und Erwachsenen-Theater näher zusammen. Es wird nicht wie bisher getrennte Ensembles geben, stattdessen stehen alle Schauspieler für Kinder und Erwachsene auf der Bühne. Besonders ernst nimmt der 58-Jährige sein, wie er sagt, „Mandat, das Düsseldorfer Schauspielhaus zu internationalisieren“.
Es wird Gastspiele und auch Inszenierungen in anderen Sprachen geben, die deutsch untertitelt werden. Zudem wird Holm einmal im Monat Menschen aller Nationalitäten auf die Bühne einladen, um mit ihnen darüber zu sprechen, was sie nach Düsseldorf verschlagen hat. Der Theaterchef: „Niemand auf der Bühne, mich eingeschlossen, wird perfektes Hochdeutsch oder Platt sprechen.“