Volker Lechtenbrink singt wieder
Hamburg (dpa) - Volker Lechtenbrink (70) hat sein Comeback als Sänger gefeiert: Nach 25 Jahren sang der Schauspieler am Donnerstagabend im Hamburger Ernst-Deutsch-Theater wieder seine berühmten Hits.
Bei der Premiere von „Leben, so wie ich es mag“ über sein eigenes Leben präsentierte der Allround-Künstler Klassiker wie „Ich mag“ und „Irgendwann“, aber auch nachdenkliche Stücke wie „Keiner gewinnt“ oder „Sonntagmorgen“. Zusammen mit Roland Renner ließ er mit einem Augenzwinkern und viel Selbstironie Stationen aus seinem Leben Revue passieren.
Das Zwei-Personen-Stück mit kleiner Band hat seine älteste Tochter Saskia Ehlers für ihn geschrieben. Am Ende gab es langanhaltenden Applaus im Stehen für den Publikumsliebling.
Im Anschluss an die Vorstellung überreichte Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) Lechtenbrink die Biermann-Ratjen-Medaille. „Sie überzeugen Ihr Publikum nicht nur mit künstlerischer Professionalität, sondern mit ihrer Leidenschaft und ihrer großen Hingabe. Mit einem Wort: Sie brennen für das, was sie tun“, sagte Kisseler über den sichtlich gerührten Lechtenbrink, der in diesem Jahr auch sein 60. Bühnenjubiläum feiert. Und fügte schmunzelnd hinzu: „Dieser Stimme würde man sofort zehn Heizdecken abkaufen.“ Mit der Auszeichnung ehrt der Senat Menschen, die sich mit ihren künstlerischen Leistungen um Hamburg verdient gemacht haben.
„Auf die richtige Mischung kommt es an“, resümiert Lechtenbrink als Penner auf der Bühne, der sein eigenes Comeback plant. „Meine alten Lieder soll ich singen, die trauen sich was!“ Schnell trommelt er seine alten Bandmitglieder zusammen, um in einer alten Lagerhalle im Hafen zu proben. Als er nach dem Rilke-Gedicht „Der Panther“ mit „Leben, so wie ich es mag“ einen seiner bekanntesten Songs anstimmt, brandet begeisterter Jubel auf: „Und ich hasse alle Zwänge, hasse Muff und Enge, und den Satz das tut man nicht. Lieber geh ich stets auf's Ganze, nutze jede Chance, auch wenn mir's den Hals mal bricht“, heißt es dort, was auch Lechtenbrinks Lebensmotto sein könnte.
Roland Renner, mit dem Lechtenbrink besonders gerne zusammenspielt, gibt den Gegenpart. Mal als abgehalfterter Kritiker, der in einem Buch „die ganze Wahrheit“ ans Licht bringen will, mal als „Herr A.“ für Alkohol, der Lechtenbrink immer wieder in Versuchung führt, als aufdringlicher Fan oder als Kollege, der nicht glauben kann, dass er so abgestürzt ist. Lechtenbrink lässt seine beispiellose Karriere wieder aufleben: Mit Cowboy-Hemd, Sonnenbrille und Zigarette singt er „Der Macher“, der Titel seiner erfolgreichen Debüt-Platte von 1976. Aber auch die Schattenseiten des Ruhms werden nicht ausgelassen: „Die einen sagten, ich habe das Nest mit Gesang beschmutzt, und die anderen wollten nur, dass ich singe.“
Deutschlandweit berühmt wurde Lechtenbrink bereits mit 14 Jahren, als er in Bernhard Wickis Antikriegsfilm „Die Brücke“ (1959) einen der sieben Jungen spielte, die kurz vor Kriegsende sinnlos eine Brücke verteidigen sollen. Auf einer Videoleinwand ist er in seinen zahlreichen Bühnenrollen zu sehen: Als Prinz von Homburg, des Teufels General, Bleichenwang in „Was ihr wollt“ bis zu seinen jüngsten Rollen als US-Präsident Richard Nixon, als Mentor und als König Lear bei den Bad Hersfelder Festspielen.
Seine Lieblingsrolle, verrät er, ist die des Jacques in Shakespeares Komödie „Wie es Euch gefällt“: „Die ganze Welt ist Bühne. Und alle Frauen und Männer bloße Spieler. Sie treten auf und gehen wieder ab, sein Leben lang spielt einer manche Rollen.“