Zeitenwende bei Bad Hersfelder Festspielen

Bad Hersfeld (dpa) - Bühne frei für Dieter Wedel und seine Schauspielstars: Der vielfach ausgezeichnete Regisseur erlebt am Samstagabend (21 Uhr) im hessischen Bad Hersfeld in der Stiftsruine seine Feuertaufe.

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Mit der Uraufführung von William Shakespeares „Komödie der Irrungen“ liefert der neue Intendant auch gleich als Regisseur seine erste Arbeit bei den Bad Hersfelder Festspielen ab. Mit der 65., bis 2. August laufenden Saison des renommierten Freilicht-Theaterfestivals wird eine Zeitenwende eingeläutet. Die Festspiele sollen moderner und mit neuem Geist präsentiert werden - so das Ziel der Theater-Macher.

Der Wedel-Effekt:

Die neue Galionsfigur der Festspiele ist ohne Zweifel der im Spätsommer 2014 neu verpflichtete Intendant. Er beerbt den nach langem Streit um die Festspiel-Finanzen gekündigten Vorgänger Holk Freytag. Seitdem Wedel in Bad Hersfeld agiert, bekommt das Festival wieder viel mehr (mediale) Aufmerksamkeit - der Wedel-Effekt. Wenn er bei einer Pressekonferenz den Saal betritt, entladen sich Blitzlichtgewitter. Für den 72-Jährigen aber kein Problem: Er kann dann seine berühmte Sonnenbrille aufsetzen - und sieht damit sehr lässig aus.

Star-Rummel in der hessischen Provinz:

Mit Wedel kamen auch aus Film und Fernsehen bekannte Schauspielstars in die osthessische Provinz nach Bad Hersfeld - eine ganz neue Promi-Dichte und -Qualität für die Festspiele. Sonja Kirchberger, Cosma Shiva Hagen, Heinz Hoenig, Mathieu Carrière, Lars Rudolph, Markus Majowski, Stefan Reck und Christian Schmidt spielen zum Auftakt am Samstag in der „Komödie der Irrungen“ mit. Wedel nutzt sein aus vielen Produktionen gewachsenes Netzwerk. Andererseits sagten auch Akteure zu, weil sie endlich mit Wedel arbeiten wollten.

Eine Frage des Geldes:

In der Vorsaison musste sich Ex-Intendant Freytag noch erbitterte Kämpfe mit Bürgermeister Thomas Fehling (FDP) liefern. In dieser Saison stieg der Etat von 5,1 auf 5,7 Millionen Euro. Wedels Team gelang es, bei Sponsoren und Förderern zusätzliche Mittel zu bekommen. Stadt und Land stockten ihren Zuschuss um jeweils 300 000 Euro auf. Wie gut das Geld angelegt ist - das kann sich Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) gleich am Samstag anschauen. Der Schirmherr hat sein Kommen zur Eröffnungspremiere zugesagt.

Das Programm:

Wedel, zum 1. Oktober 2014 engagiert, hatte nicht übermäßig viel Zeit für das Programm 2015. Die „Fuldaer Zeitung“ taufte es „Wedels Werk und Freytags Beitrag“. Von den sieben Stücken, die auf drei Bühnen gezeigt werden, hat Wedel drei aus dem Konzept seines geschätzten Vorgängers übernommen. Auf der Hauptbühne in der Stiftsruine wird Freytag das Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ aufführen. Als Musical gibt es „Cabaret“ (Regie: Gil Mehmert). Im Ensemble stehen Rasmus Borkowski, Bettina Mönch, Judy Winter und Helen Schneider.

Neue Ideen:

Auf dem Programm steht auch erstmals ein Stück, das im Park neben der Stiftsruine gezeigt wird. Der künstlerische Festspielleiter Joern Hinkel zeigt die Uraufführung seiner „Sommernachts-Träumereien“ nach Shakespeare. Neu ist auch, dass zum Auftakt Promis über den roten Teppich (ab 19 Uhr) laufen. Angesagt haben sich Persönlichkeiten aus Kultur, Politik, Medien, Film und Fernsehen. Auf der Gästeliste stehen unter anderem Ottfried Fischer, Peter Weck, Cherno Jobatey und Jan Hofer.

Neuer Luxus:

Für die Zuschauer gibt es zahlreiche Änderungen. Neu ist zum Beispiel eine 30-minütige Pause während aller Stücke in der Stiftsruine. Der Park um das Gemäuer wird zu einem großen Foyer mit gastronomischen Angeboten gestaltet. In der Stiftsruine gibt es zusätzliche Ein- und Ausgänge. Eine neue Zuschauertribüne soll mehr Komfort und Beinfreiheit bieten, zudem bessere Sicht von allen Plätzen.

Wedels Sätze zum Samstag:

Wedel sagte zu seinem Programm: „Lebenslügen, Verdrängung von Wirklichkeit, Träume und unerfüllte Wünsche, die Fragen nach der eigenen Identität sind nicht nur Leitmotiv von William Shakespeares irrwitziger Verwechslungskomödie, sie ziehen sich durch alle Stücke der Festspiele.“ Zu seiner Komödie verriet er: „Wir machen eine Zirkusvorstellung. Die Bühne wird zu einer riesigen Manege.“ Heinz Hoenig, der den Kaufmann Kamal spielen wird, sagte vor seiner Hersfeld-Premiere: „Wir wollen frischen Wind reinbringen.“