Online-Publizistik Corona-Podcast mit Drosten für Grimme Online Award nominiert

Köln · Der Grimme Online Award lenkt den Blick auf die Perlen im Netz - oft auch die in der Nische. Dieses Jahr sind auch prominente Namen unter den Nominierten zu finden.

Christian Drosten, Direktor, Institut für Virologie, Charite - Universitätsmedizin Berlin, erhält in diesem Jahr den einmaligen „Sonderpreis für herausragende Kommunikation der Wissenschaft in der Covid-19-Pandemie“. Nun wurde der Podcast mit ihm für den Grimme Online Award nominiert.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Der Podcast „Das Coronavirus-Update“ mit dem Berliner Virologen Christian Drosten und das Video „Die Zerstörung der CDU“ von YouTuber Rezo sind für den Grimme Online Award nominiert worden. Das teilte die Grimme-Jury am Mittwoch mit. Insgesamt gehen in diesem Jahr 28 Internet-Angebote ins Rennen um die undotierte Auszeichnung - die meisten in der Kategorie „Information“, was kein Zufall ist.

„Das Informationsbedürfnis ist sehr hoch, das zeigen die Angebote, das zeigt die Auswahl der Nominierungskommission“, sagte Grimme-Direktorin Frauke Gerlach. Es sei besonders dann hoch, wenn man in Krisenzeiten lebe - wie jetzt in der Corona-Krise.

Der NDR-Podcast „Das Coronavirus-Update“ gehört zu den Nominierten in dieser Sparte. Für Hörer habe er sich zu einer „Instanz“ entwickelt, erklärte die Jury. Er gebe dem Virologen Drosten ausreichend Raum, um über aktuelle Studien, Symptome oder mögliche Gegenmaßnahmen zu sprechen - „und um sich aufgrund neuer Entwicklungen auch zu korrigieren“. Der Podcast sei auch nach Ende der Frist noch sehr oft für die Auszeichnung vorgeschlagen worden.

Das YouTube-Video „Die Zerstörung der CDU“ von Rezo wurde in der Kategorie „Spezial“ nominiert. Im Mai 2019 sei Politikern und Journalisten „schlagartig“ die Relevanz von YouTube klar geworden, so das Grimme-Institut. Rezo habe - als Einzelperson - bewiesen, dass auch über eine Unterhaltungsplattform eine inhaltliche Auseinandersetzung mit politischen Inhalten möglich sei und sich so auch Debatten anstoßen ließen, erklärte die Jury. Der YouTuber hatte mit seinem Video unter anderem die Klimapolitik der CDU kritisiert. Es löste auch eine Debatte über die Rolle sozialer Medien bei der Meinungsbildung und den Umgang der Parteien damit aus.

Die Liste der Nominierten zeigt insgesamt den Aufstieg des Podcasts als Medium. Auf den Grimme Online Award hoffen können unter anderem auch der „Denkangebot Podcast“, der Podcast „Sicherheitshalber“, „StoryQuarks“ vom WDR und „Meine Wende - Unsere Einheit?“ vom ZDF. Die Jury stellte zu dem Trend fest: „Die Mitglieder der Nominierungskommission konnten im Prinzip keinen Schritt mehr tun, ohne dabei einen Podcast zu hören.“

Allerdings biete die Podcast-Welt auch noch Raum für neue, spannende Konzepte, betonten die Kommissionsmitglieder. „Gemeint sind damit weder True-Crime-, noch uninspirierte Talkformate. Auch hier gilt die alte Internetbauernregel: Nur weil im Internet viel Platz ist, muss es nicht unbedingt jeder machen.“

Als inhaltlicher Schwerpunkt des neuen Grimme-Jahrgangs lässt sich zudem das Jubiläum 30 Jahre Mauerfall ausmachen, das auf verschiedene Arten aufgearbeitet wurde - etwa im datenjournalistischen Projekt „Warum die Treuhand das Land spaltet“ vom MDR. Bei den datenjournalistischen Formaten geht unter anderem auch das aufwendige „Darüber spricht der Bundestag“ von „Zeit Online“ ins Rennen.

Zu den eher außergewöhnlichen Projekten, die nominiert wurden, gehört das WDR-Angebot „#bienenlive - Folge den Königinnen“. Dabei konnte man das Leben dreier Bienenköniginnen verfolgen. Möglich machten es Sensoren, die Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder das Gewicht des Bienenstocks maßen und in automatisierte Nachrichten übertrugen.

Der Grimme Online Award gilt als wichtigste deutsche Auszeichnung für herausragende Online-Publizistik und wird seit 2001 verliehen. Am 25. Juni soll bekanntgegeben werden, wer gewinnt. Möglich sind bis zu neun Preisträger - über einen stimmt das Publikum ab.

(dpa)