Jazzlegende Ein Leben für den Jazz - Pianist Wolfgang Dauner stirbt mit 84 Jahren
Stuttgart · Der Stuttgarter Pianist Wolfgang Dauner ist einer der maßgeblichen Architekten einer eigenständigen deutschen Jazz-Entwicklung. Nun ist die Jazzlegende im Alter von 84 Jahren gestorben.
Unterschiede zwischen E- und U-Musik waren nicht sein Ding - der Pianist Wolfgang Dauner hat gerne Neues ausprobiert und ist zwischen den Stilen hin- und hergewechselt. Jazz, Rock, Klassik, elektronische Klänge: Dauner war stets auf alle Musikrichtungen neugierig. Der Künstler starb am Freitag in Stuttgart nach längerer Krankheit im Alter von 84 Jahren.
Schon früh probierte sich der gebürtige Stuttgarter an verschiedenen Instrumenten aus. Mit fünf Jahren unternahm er erste Gehversuche, nach dem Klavier kam später die Trompete dazu - und viel später dann gefiel ihm als einem der ersten das Arbeiten mit dem Synthesizer. Er, der als Kind mit einer klassischen Klavierausbildung begann, galt bald als universaler Künstler. 2016 erhielt er den Echo Jazz für sein Lebenswerk, im Alter von 80 Jahren. „Ich bin sehr überrascht, dass diese Ehrung so früh kommt, denn das Werk ist ja noch gar nicht abgeschlossen“, sagte Dauner bei der Preisverleihung.
In einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ hatte der Musiker mit dem markanten Schnauzer mal erzählt, was Jazz für ihn bedeutet: „Es ist das Parallelogramm der Kräfte zwischen Energie und Ausdruck, das die große Leistung des Jazz darstellt. Freiheit. Jazz ist die Freiheit.“
Dauner forderte stets diejenigen heraus, die in musikalischen Schubladen denken. Ab und an setzte Dauner, der Musik für Film, Fernsehen, Theater und Musicalbühnen schrieb, dabei auch auf Extreme: Bei einem Auftritt in Frankfurt 1968 zertrümmerte er eine Geige. Bei der Aufführung seiner Jazzoper „Der Urschrei des Musikers“ 1976 in Berlin ließ Dauner Auszüge aus Verträgen mit Musikern vorlesen. Das Werk behandelte die Mechanismen in der damaligen Schallplattenindustrie.
Dauner brachte sich den Jazz selbst bei. Schon als Jugendlicher hörte er Schlager aus dem Radio, spielte sie nach und variierte sie. Später trat er in den amerikanischen Clubs rund um Stuttgart auf - und musste Abend für Abend den Klassiker „Rosamunde“ spielen. Nach der Schule studierte er ein Jahr lang klassische Trompete an der Hochschule für Musik in Stuttgart, Klavier belegte er im Nebenfach. Für ein Hauptfachstudium in Klavier war er zu alt. Dabei wollte er lediglich seine Technik verbessern - um besser improvisieren zu können.
Mit dem Esslinger Bassisten Eberhard Weber und dem Schlagzeuger Fred Braceful gründete Dauner 1963 das Wolfgang Dauner Trio. Für seine erste Schallplatte „Dreamtalk“ ließ er sich vom elegischen Klavierspiel Bill Evans' inspirieren. 1976 war er Mitbegründer des United Jazz + Rock Ensemble, mit dem er später auch den Deutschen Schallplattenpreis erhielt.
Nachdem er im November 1999 einen Schlaganfall erlitten hatte, musste Dauner um die Rückkehr ins Musikgeschäft kämpfen. Er setzte auf eigene Projekte, auch mit seiner Frau, der Künstlerin Randi Bubat. Ein paar Jahre lang machte er auch Musik mit seinem Sohn, an den er seine Musikleidenschaft weitergab: Florian „Flo“ Dauner ist ein sehr erfolgreicher Schlagzeuger, unter anderem für die Fantastischen Vier.
„Wenn er auf der Bühne steht, dann ist das mit einer irren Spielfreude verbunden“, sagte Florian Dauner mal über seinen Vater. „Das gefühlte Alter ist dann eher 18 oder 20 und nicht 80.“ Oder wie es Wolfgang Dauner selbst sagte: „Ich werde Musik machen, bis ich den Löffel abgebe.“