"12 Years a Slave": Tiefer Fall in grausame Sklaverei
Der Brite Steve McQueen drehte ein anrührendes Meisterwerk.
Düsseldorf. So schonungslos und zugleich berührend ist das düstere Kapitel der amerikanischen Sklaverei noch nicht auf die Leinwand gebannt worden. Der britische Regisseur Steve McQueen und sein ebenfalls in London geborener Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor schildern in „12 Years a Slave“ eine wahre Geschichte — das tragische Schicksal des schwarzen Amerikaners Solomon Northup, der als angesehener, freier Mann mit seiner Familie im US-Staat New York lebt, bis er 1841 in den Süden des Landes verschleppt und dort versklavt wird.
Es wird nichts beschönigt— etwa wenn die Peitsche den Rücken einer jungen Schwarzen zerfetzt. Wenn sich Männer und Frauen zum Kauf nackt vor Gutsbesitzern aufstellen müssen. Wenn sie nachts aufstehen müssen, um für die weiße Herrin Tanzmusik zu spielen.
Zwölf Jahre lang muss Nor-thup auf Zuckerrohr- und Baumwollplantagen im heißen Louisiana die Willkür und Brutalität seiner Besitzer erdulden. In einer Oscar-reifen Darbietung wird Ejiofor (36) in seiner ersten großen Kino-Hauptrolle zu dem belesenen Sklaven, der mit ungebrochener Würde die Hoffnung nicht verliert.
Grundlage für den Film sind die Memoiren, die Northup 1853 veröffentlichte. Seine Frau habe das wenig bekannte Buch aufgespürt, sagte McQueen vor dem US-Kinostart von „12 Years a Slave“ der „Los Angeles Times“. Der schwarze Regisseur vergleicht die Aufzeichnungen des Sklaven mit dem Tagebuch der Anne Frank. „Genauso fesselnd und eine Alarmglocke, ein Schlachtruf, dass so etwas nie wieder passieren darf.“
Schon McQueens frühere Spielfilme drehten sich um Männer in Zwangslagen. In dem IRA-Drama „Hunger“ geht es um einen in den Hungerstreik getretenen Häftling. „Shame“ handelt von einem Sexsüchtigen, der unfähig ist, soziale Bindungen einzugehen. In beiden Filmen spielte Michael Fassbender die Hauptrolle. In „12 Years a Slave“ brilliert der irisch-deutsche Schauspieler als sadistischer Gutsbesitzer, der von einer jungen Sklavin besessen ist und von Schuldgefühlen gequält wird.
Zu der Starbesetzung gehören auch Benedict Cumberbatch als Plantagenbesitzer mit Anflügen von Mitgefühl für seine Sklaven, Paul Dano als kaltblütiger Aufseher und Brad Pitt in einer kleinen Rolle als Arbeiter aus Kanada. Wichtiger ist sein Part als Produzent des Films, der mit knapp 20 Millionen Dollar vergleichsweise preiswert war.