„12 Years a Slave“ triumphiert bei den Oscars
Hollywood (dpa) - „12 Years a Slave“ und „Gravity“ heißen die großen Gewinner der diesjährigen Oscar-Verleihung.
Das Sklavendrama des Briten Steve McQueen wurde zum besten Film gekürt. Damit gewann in der Hauptkategorie erstmals ein schwarzer Filmemacher. Das im Weltall spielende 3D-Abenteuer „Gravity“ des Mexikaners Alfonso Cuarón holte sieben Trophäen, darunter für die beste Regie. Beste Schauspielerin wurde Cate Blanchett für ihre Rolle in „Blue Jasmine“ von Woody Allen, bester Hauptdarsteller Matthew McConaughey als Aidskranker in „Dallas Buyers Club“ des Kanadiers Jean-Marc Vallée.
Großer Verlierer war die Gaunerkomödie „American Hustle“ von David O. Russell, die trotz zehn Nominierungen leer ausging. Auch die deutschen Nominierten hatten in der Nacht zum Montag in Hollywood vergeblich gehofft.
Der Regisseur und Mitproduzent von „12 Years a Slave“, McQueen, sagte in seiner Dankesrede, er widme den Hauptpreis allen Opfern der Sklaverei. Für den Film, der auf wahren Begebenheiten basiert und den Brad Pitt mitfinanzierte, gab es zwei weitere Oscars. Die Kenianerin Lupita Nyong'o wurde als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet, John Ridley für das beste adaptierte Drehbuch. Am Montag bekam McQueen via Twitter auch Glückwunsche vom britischen Premierminister David Cameron.
Der Amerikaner Jared Leto, der den Oscar als bester Nebendarsteller für seine Darstellung eines Transvestiten in „Dallas Buyers Club“ abräumte, sagte: „Dies ist für die 36 Millionen Menschen, die den Kampf gegen Aids verloren haben.“ Der Film beruht auf der Lebensgeschichte des 1992 gestorbenen HIV-infizierten Rodeo-Reiters Ron Woodroof. Einen weiteren Oscar bekam der Film fürs beste Make-up.
Das Weltraum-Spektakel „Gravity“ mit Sandra Bullock und George Clooney erhielt neben dem Regie-Preis vor allem technische Auszeichnungen für Kamera, Tonschnitt, Tonmischung, Filmschnitt, Spezialeffekte sowie Filmmusik.
Die Australierin Blanchett, die ihren zweiten Oscar nach der Nebenrollen-Auszeichnung für „Aviator“ vor neun Jahren entgegennehmen konnte, appellierte in ihrer Dankesrede an Hollywood, Filme mit Frauen ernster zu nehmen. In „Blue Jasmine“ spielt sie eine Frau, deren Leben nach Betrügereien ihres Mannes in Trümmern liegt.
Als Gala-Gastgeberin glänzte die Schauspielerin und Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres. Routiniert moderierte sie nach 2007 zum zweiten Mal den wohl wichtigsten Filmpreis der Welt.
Zwei ihrer Aktionen hinterließen besonders viel Eindruck. Millionenfach wurde ein Gruppen-Selfie (Selbstporträt per Smartphone) im Internet geteilt und weitergeleitet, das DeGeneres den Filmstar Bradley Cooper von ihm, sich und Stars wie Jennifer Lawrence, Julia Roberts und Meryl Streep machen ließ. Außerdem ließ die Moderatorin Pizza ins Dolby Theatre liefern und versorgte damit unter anderem Brad Pitt, Harrison Ford oder Martin Scorsese.
Der Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ging an das mondäne Rom-Drama „La Grande Bellezza - Die große Schönheit“ von Paolo Sorrentino. Es hatte schon beim Europäischen Filmpreis im Dezember triumphiert. Es ist der elfte Auslands-Oscar für Italien.
Bester Animationsfilm wurde „Die Eiskönigin - Völlig unverfroren“, auch der beste Filmsong („Let It Go“ von Kristen Anderson-Lopez and Robert Lopez) stammt aus diesem Disney-Film. Damit ging der Welthit „Happy“ von Pharrell Williams aus dem Animationsfilm „Ich - Einfach Unverbesserlich 2“ leer aus.
Die deutschen Regisseure Max Lang und Jan Lachauer blieben erfolglos. Sie hatten sich mit ihrem „Room on the Broom“ Hoffnungen in der Sparte bester animierter Kurzfilm machen können, unterlagen jedoch „Mr. Hublot“ von Laurent Witz und Alexandre Espigares. Ebenso erging es der unter anderem in Frankfurt am Main ansässigen Firma Pixomondo für ihre Arbeit am Science-Fiction-Epos „Star Trek: Into Darkness“. Die Spezialeffekte-Trophäe ging nicht an sie, sondern an „Gravity“.
Der Oscar gilt als begehrtester Filmpreis der Welt. Er wurde 2014 zum 86. Mal verliehen. Im vergangenen Jahr hatte Ben Afflecks Politdrama „Argo“ die Auszeichnung als bester Film gewonnen.