3D-science-Fiction: Erst beten, dann töten
Regisseur Scott Stewart zitiert in „Priest“ aus vielen Filmgenres, bringt aber trotzdem nur eine dünne Geschichte zustande.
2006 spielte Paul Bettany den mordenden Albino-Mönch Silas in dem Film „Sakrileg“ und führte sich so in Hollywood als Heiliger Krieger ein, der im Auftrag des katholischen Klerus Angst und Schrecken verbreitet. Darauf aufbauend schlüpft der britische Schauspieler nun in Scott Stewarts „Priest“ in die Rolle einer christlichen Kampfmaschine, die mit einem tätowierten Kreuz auf der Stirn gegen schleimige Vampirhorden antritt.
Die Menschheit hat mit einer kirchlichen Elitetruppe einen langen Krieg gegen die Blutsauger ausgefochten, in dessen Verlauf die halbe Erde verwüstet wurde. Nun sind die Vampire in Reservate eingesperrt, und die überlebenden Menschen verbarrikadieren sich in Hochsicherheits-Städten, in denen der Klerus mit harter Hand regiert.
In einer hastigen Zeichentricksequenz wird diese Vorgeschichte erzählt und der Comicvorlage des koreanischen Zeichners Min-Woo Hyung Tribut gezollt. In düsteren Farben entwirft Regisseur Scott Stewart („Legion“) ein postapokalyptisches Szenario, das die Dunkelheit der Städte mit der grellen Kargheit verwüsteter Landschaften kontrastiert. Aber der Krieg geht natürlich weiter.
Als seine Nichte Lucy von Vampiren entführt wird, macht sich „der Priester“ gegen den Willen seiner kirchlichen Vorgesetzten in die Wüste auf und entdeckt, dass die Vampire erneut mobilmachen, um die Restmenschheit zu vernichten.
Das will er verhindern — was die meiste Zeit so aussieht, dass der Priester und seine Helfer mit riesigen Motorrädern neben einem Zug durch die Wüste brettern und gewaltig herumstauben. Die Vampire reisen umweltfreundlich mit der Bahn an und sehen aus wie Nacktmulle, halbblinde Nager ohne Haare, die hier eine Schleimspur hinterlassen.
Sie treten auch nur auf, um abgeschlachtet zu werden — aber stets halten die klerikalen Kämpfer vorher inne, um die Hände zu falten für kräftige Unterstützung von oben. Erst beten, dann töten.
Der übersichtliche Endzeit-Plot korrespondiert harmonisch mit den markigen, IQ-reduzierten Dialogen. Stewart bedient sich munter bei Western, Science-Fiction-, Kampfkunst- und Vampirfilmen, jedoch ohne aus dem Raubbau einen eigenen tragfähigen Stil zu entwickeln.
Die 3D-Effekte verdunkeln das ohnehin schon düstere Setting so sehr, dass man sich in manchen Szenen ohne Taschenlampe eigentlich nicht mehr zurechtfindet. Wahrscheinlich wäre der Film ohne den Bonus der 3D-Technik gleich auf dem Videomarkt verklappt worden.
Dennoch wird am Ende der Weg für weitere Sequels geebnet. „Der Krieg fängt gerade erst an“, raunt da der Gotteskrieger — das sollten nicht nur Vampire als Drohung empfinden.