65. Berlinale: Roter Teppich für Juliette Binoche
Berlin (dpa) - Eisiger Auftakt: Die Weltpremiere des Grönland-Dramas „Nobody Wants the Night“ mit Oscar-Preisträgerin Juliette Binoche eröffnet am Donnerstagabend (5.2.) die 65. Berlinale.
Der Abenteuerfilm der spanischen Regisseurin Isabel Coixet („Mein Leben ohne mich“) ist inspiriert von einer wahren, dramatischen Lebensgeschichte: Die Französin Binoche („Die Wolken von Sils Maria“, „Der englische Patient“) spielt Josephine Peary, die im Jahr 1908 ihrem Mann, dem berühmten Arktis-Forscher Robert Peary, ins ewige Eis nachreist.
Josephine erreicht nur das Basislager ihres Mannes in der arktischen Abgeschiedenheit Grönlands. Doch dort trifft sie auf die Inuit-Frau Allaka (Rinko Kikuchi/„Naokos Lächeln“) - und die Frauen verbindet mehr als sie ahnen. „Isabel Coixet zeigt ein beeindruckendes und einfühlsames Porträt zweier Frauen in einer Extremsituation“, kündigte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick an.
Erst zum zweiten Mal in der Geschichte der Berliner Filmfestspiele wird das Festival von einer Regisseurin eröffnet. 1995 hatte Margarethe von Trotta zum Berlinale-Auftakt ihr Drama „Das Versprechen“ gezeigt. Die Spanierin Coixet ist Berlinale-Stammgast, bereits sechs Mal war sie mit ihren Filmen beim Festival vertreten. Von den 441 Filmen des Berlinale-Programms wurden 115 von Frauen gedreht - das sind gut ein Viertel.
Ins Rennen um den Goldenen Bären gehen bei dem elftägigen Festival neben dem Eröffnungsfilm 18 weitere Filme, unter anderem aus Deutschland, Frankreich, den USA, Polen, Chile, Vietnam, China, Guatemala und Japan. Stars wie Nicole Kidman, Robert Pattinson, Juliette Binoche, Natalie Portman, Helen Mirren, James Franco und Ian McKellen werden auf dem roten Teppich vor dem Berlinale-Palast erwartet.
Auch Cate Blanchett, Charlotte Gainsbourg, Ben Kingsley, Charlotte Rampling und vielleicht sogar der medienscheue US-Regisseur Terrence Malick haben Auftritte. Für Aufregung sorgt schon im Vorfeld die Premiere der Bestseller-Verfilmung „Fifty Shades of Grey“ mit den Jungstars Dakota Johnson und Jamie Dornan.
Gleich mehrere deutsche Regie-Schwergewichte sind im offiziellen Programm vertreten: Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) stellt „Elser“ über den Hitler-Attentäter Georg Elser vor. Wim Wenders („Pina“, „Der Himmel über Berlin“) zeigt „Every Thing Will Be Fine“ mit James Franco und Charlotte Gainsbourg, den einzigen 3D-Film im Wettbewerb.
In „Queen of the Desert“ von Werner Herzog („Fitzcarraldo“) spielt Nicole Kidman an der Seite von Robert Pattinson und James Franco die britische Forschungsreisende Gertrude Bell. Andreas Dresen startet mit der Roman-Verfilmung „Als wir träumten“ im Bären-Rennen. Sebastian Schipper („Absolute Giganten“) ist mit dem Thriller „Victoria“ in der Konkurrenz. Über die Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet die internationale Jury unter Vorsitz von US-Regisseur Darren Aronofsky („Black Swan“).
Politisch brisant wird es am Freitag mit der Premiere des iranischen Films „Taxi“. Der regimekritische Regisseur Jafar Panahi („Offside“), der einem Arbeits- und Ausreiseverbot unterliegt, drehte den Film heimlich in Teheran. Wie der Film von Panahi - der vor vier Jahren auch Jurymitglied war, aber nicht ausreisen durfte - außer Landes kam, ist unklar.
Die Berlinale kämpfe seit ihrer Gründung vor 65 Jahren um die Freiheit von Kunst und Meinungsfreiheit, begründete Kosslick die Einladung an Panahi. Er werde Panahi mit seinen Filmen so lange einladen, bis der Regisseur selbst nach Berlin reisen darf.