Ai Weiwei und Til Schweiger drehen Kurzfilm
Berlin (dpa) - Seit vier Jahren darf Ai Weiwei, einer der wichtigsten Künstler weltweit, China nicht verlassen.
Sein sechsjähriger Sohn Ai Lao lebt inzwischen mit seiner Mutter in Berlin, für den Vater unerreichbar. Nur per Skype können die beiden noch miteinander reden.
Genau über diese Situation will Ai Weiwei jetzt einen Kurzfilm drehen - per Fernregie von Peking aus, während der Berlinale live übertragen zum Potsdamer Platz. Die Hauptrollen spielen er und sein Sohn. Auch Til Schweiger macht mit, nach Angaben von Co-Produzentin Edda Reiser als eine „Art Magier“, der mit dem Sohn in Kontakt steht.
„Ich will den Jungen nicht benutzen, um mir selbst zu helfen“, sagt Ai Weiwei am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Berlin, zu der er live zugeschaltet ist. „Es ist einfach eine Geschichte über Menschen, die getrennt sind und trotzdem miteinander kommunizieren wollen - so, wie es sehr vielen Menschen auf der Welt heutzutage geht.“
Das Skript zu dem Acht-Minuten-Film hat Wang Fen, Mutter des Sohnes und unabhängige Filmemacherin, geschrieben. Die beiden waren vor einem halben Jahr nach Berlin gezogen, um hier Deutsch und Englisch zu lernen.
„Wir sind keine Familie im rechtlichen Sinne, aber in Peking habe ich meinen Sohn acht bis zehn Stunden am Tag gesehen“, erzählt Ai Weiwei. „Er ist ein sehr reifer Junge. Er war zwei, als ich verhaftet wurde - deshalb versteht er so viel.“ Der Künstler war damals wegen seiner Kritik am Regime in Peking für 81 Tage verschleppt und seines Passes beraubt worden.
Die Geschichte über das Vater-Sohn-Schicksal soll Teil des Films „Berlin, I Love You“ werden, den die Produzenten Claus Clausen und Josef Steinberger gemeinsam planen. Zehn weitere Regisseure, darunter etwa Jan Ole Gerster („Oh Boy“), sollen ihre Liebeserklärungen an Berlin beisteuern.
Die auf etwa acht Millionen Euro veranschlagte Produktion ist eine Fortsetzung der erfolgreichen und teils hochkarätig besetzten Episodenfilme „Paris, je t'aime“ (2006), „New York, I Love You“ (2009) und „Rio, Eu Te Amo“ (2014).
Mit der Fernregie von Ai Weiwei betreten die Macher eigenen Angaben zufolge Neuland. „Wir kennen keinen anderen Fall, wo jemand versucht, einen solchen Wahnsinn zu machen“, sagt Produzent Steinberger von Rheingold Productions.
Mit einer hochaufwendigen technischen Konstruktion soll dem Künstler in Peking über Eutelsat das komplette Bild vom Setting in Berlin übermittelt werden, damit er von dort aus seine Regieanweisungen geben kann. Das Berlinale-Publikum kann die Dreharbeiten von Samstag bis Montag (7.-9.2.) über einen Großbildschirm am Potsdamer Platz verfolgen.
Wie ausgerechnet Sonnyboy Til Schweiger für das Projekt gewonnen wurde, wollten die Macher nicht so recht verraten. „Til Schweiger ist der deutsche Superstar, der deutsche Hugh Grant“, sagte Co-Regisseur Clausen nur. „Wenn ein Film über eine Liebesgeschichte gemacht wird, darf er nicht fehlen.“
Ai Weiwei ließ sich dagegen von der Prominenz seines Mitspielers nicht aus dem Takt bringen. „Ich glaube nicht, dass China ihn kennt. Und ich glaube auch nicht, dass China sich darum kümmert.“
Bis zur Berlinale 2016 soll der Film fertig sein. Ob Ai Weiwei, auf den auch noch eine Ehrenprofessur in Berlin wartet, den Kinostart selbst erleben kann? Die Behörden hätten ihm - wie allerdings schon mehrfach - versprochen, dass er seine Papiere „sehr bald“ zurückbekomme, berichtete er. „Ich hoffe, eines Tages meinen Pass zu haben und dann mit meinem Sohn durch Berlin zu stromern ... Ich bin sehr optimistisch.“