Adriá grantelt — oder was aus der Süßkartoffel wird
Filmemacher Gereon Wetzel blickte dem Molekularkoch Ferran Adriá ein Jahr lang über die Schulter.
Düsseldorf. Süßkartoffel soll es sein. Das hat sich der berühmteste aller Molekularköche, der Spanier Ferran Adriá, so in den Kopf gesetzt. Wie das mehr oder weniger geschmacksneutrale Gewächs später auf dem Teller landen wird — das muss man erst noch sehen.
Ein halbes Jahr lang haben der Katalane und sein Team im Küchenlabor „Taller“ in Barcelona Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. In dieser Zeit ruht die Arbeit im Restaurant „El Bulli“ an der Costa Brava — sechs Monate Betrieb, sechs Monate Konzentration auf die kulinarische Forschung — so läuft es im kochenden Universum des Ferran Adriá.
15 Monate lang hat der Bonner Filmemacher Gereon Wetzel dem König der Molekularköche über die Schulter geschaut. Sehr ruhig kommt sein Film „El Bulli — Cooking in Progress“ daher, der von morgen an in Programmkinos zu sehen ist.
Sehr ruhig, weil außer dem Meister und einem Häufchen der wichtigsten Mitstreiter kaum jemand spricht. Die 35 Köche, die zur neuen Saison anheuern, sind Staffage — im Film und im Restaurant sowieso, das fünfmal zum besten der Welt gewählt wurde.
Der Meister spricht, der Meister grantelt, der Meister probiert, lobt und tadelt. Und der Zuschauer pendelt zwischen Bewunderung und Unverständnis. Auch über Wetzels 108 Filmminuten, die den Weg von der ersten kreativen Idee bis zum letzten Bissen möglicherweise eine Prise zu gründlich verfolgen.
Die Folge ist eine gewisse Langeweile, die sich einstellt. Auch cineastisch bewegten Feinschmeckern dürfte das so gehen — aus der Süßkartoffel werden am Ende nämlich recht schnöde Gnocchi.