Andy Serkis im Interview: Wir Menschen unterdrücken unseren tierischen Teil

In „Planet der Affen - Revolution“ schlüpft Andy Serkis erneut in die Haut des Schimpansen Caesar. Er verkörpert diesen mittels eines speziellen Verfahrens. Ein Gespräch mit dem Darsteller über Menschenaffen, Technik und den Vorteil von Anonymität.

Nicht oft selbst zu sehen, aber äußerst erfolgreich: Schauspieler Andy Serkis.

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Berlin (dpa) - Der britische Darsteller Andy Serkis wurde bekannt durch Filme wie „Herr der Ringe“ oder „King Kong“ (2005), in denen er nichtmenschliche Figuren wie zum Beispiel den Gollum spielt. Nun verwandelt sich der 50-Jährige zum zweiten Mal nach „Planet der Affen - Prevolution“ (2011) in einen Menschenaffen.

Das von Matt Reeves inszenierte Science-Fiction-Drama „Planet der Affen - Revolution“ mit Darstellern wie Gary Oldman erzählt vom Machtkampf zwischen Menschen und Primaten. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa erklärt Serkis, wie sehr Affen uns ähneln und wie die Performance-Capture-Technik funktioniert.

Frage: Wie würden Sie jemandem mit wenigen Worten die Performance-Capture-Technologie erklären?

Antwort: Diese Technik ist einfach eine andere Art, die Performance eines Schauspielers aufzunehmen. Das ist es schon, Ende der Geschichte, es gibt kein Geheimnis, keine Magie. Es handelt sich um eine Technologie, die das Schauspiel aufnimmt, wobei es eben keine normale Filmkamera ist. Und die Technik ermöglicht dann die Übertragung dieser Performance auf eine virtuelle Figur.

Frage: Da man Ihr Gesicht aufgrund dieser Technik in Filmen wie „Planet der Affen“ nicht direkt sieht, werden Sie teils immer noch als der „berühmteste unsichtbare Schauspieler Hollywoods“ oder als „unbekannter Star“ bezeichnet. Stört Sie das?

Antwort: Da denke ich nicht mal drüber nach. Die Welt, die sich durch diese Technologie für mich als Schauspieler aufgetan hat, ist eine echte Belohnung. Es ist eine fantastische Art zu arbeiten, die einem erlaubt, ganz besondere Figuren zu verkörpern. Ich bin kein Schauspieler geworden, damit man mein Gesicht erkennt, sondern, um mich in andere Charaktere verwandeln zu können. Ich kann überall mit meiner Familie hingehen und genieße fast totale Anonymität.

Frage: Was ist die größte Herausforderung beim Spielen in einem dieser Anzüge mit lauter Messpunkten und Sensoren am Körper?

Antwort: Eine andere Herausforderung als die, den jeweiligen Charakter authentisch zu verkörpern, ist es gar nicht. Auch hier geht es darum, die Figur mit Menschlichkeit und menschlichen Gefühlen auszustatten.

Frage: Wie haben Sie es geschafft, sich in Caesar, den Protagonisten des Films, zu verwandeln, sich wie ein Affe zu bewegen - haben Sie echte Schimpansen getroffen?

Antwort: Seit langer Zeit schon beobachte ich und beschäftige ich mich mit Primaten. Das geht zurück bis zum Film „King Kong“, für den ich viel Zeit mit Schimpansen, vor allem mit Gorillas verbracht habe. Sowohl solche in Gefangenschaft als auch in der Natur. Ich ging nach Ruanda um Berggorillas zu studieren und habe auch einen verwaisten Schimpansen kennengelernt. Bei Caesar geht es aber nicht nur darum, einen Menschenaffen zu spielen, sondern mehr darum, einen Menschen, gefangen in einem Affenkörper.

Frage: Wie haben die Beschäftigung mit Menschenaffen und die „Planet“-Filme Ihr Verhältnis zu Primaten und vielleicht auch Ihren Blick auf die Menschheit verändert?

Antwort: Als ich anfing, mich mit Menschenaffen zu beschäftigen, realisierte ich schnell, dass ich keine Spezies beobachte, sondern viele Individuen. Jeder der Affen war völlig unterschiedlich. Sie haben Gefühle, die unseren sehr ähnlich sind, können Traurigkeit, Liebe, Wut und Freude zum Ausdruck bringen. Auch sie haben gute und schlechte Tage. Es hat wirklich meine Augen geöffnet. Ich realisierte, wie sehr wir ihnen ähneln. Mein Verständnis für Menschenaffen ist deutlich gewachsen. Was uns als Menschen angeht, kann man lernen, dass es einen tierischen Teil in uns gibt, den wir unterdrücken. Wir denken, wir sind überlegen, weil wir unseren Intellekt haben. Dass wir uns weigern, den animalischen Anteil in uns zu akzeptieren, kann sehr gefährlich sein. Wenn er sich dann mal zeigt, wissen wir nicht, wie wir damit umgehen sollen.

Frage: Was ist die Botschaft des neuen „Planet der Affen“-Films?

Antwort: Ein großes Thema ist Empathie. Da Caesar mit beiden mitfühlt, den Menschen und den Affen, ist er in der Lage, den Weg zum Frieden zu erkennen, für den er auch kämpfen möchte.