„Argo“ als bester Film mit dem Oscar ausgezeichnet
Berlin/Hollywood (dpa) - Ein Hauptpreis für Ben Affleck und doppelter Oscar-Jubel in Österreich: Afflecks Polit-Thriller „Argo“ hat den Oscar für den besten Film abgeräumt. First Lady Michelle Obama höchstpersönlich gab den Gewinner bekannt.
Prompt gab es Proteste aus dem Iran.
Gleich zwei Oscars gingen in der Nacht zum Montag nach Österreich: Für Schauspieler Christoph Waltz („Django Unchained“) und den Film „Liebe“ von Regisseur Michael Haneke. Der „Lincoln“-Star Daniel Day-Lewis wurde zum dritten Mal in seiner Karriere als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet - ein Rekord.
Adele holte mit „Skyfall“ den ersten Oscar für einen James-Bond-Song, und Ang Lees opulente Romanadaption „Life of Pi - Schiffbruch mit Tiger“ wurde mit vier Auszeichnungen, darunter für die Regie, zum erfolgreichsten Film der 85. Academy Awards.
„Argo“ ist eine sehr amerikanische Geschichte und zeichnet die Geschehnisse um die tatsächliche Rettung von US-Geiseln in Teheran 1980 nach. Auch die Bekanntgabe der Auszeichnung war sehr amerikanisch: Michelle Obama verkündete per Live-Schalte aus dem Weißen Haus den Oscar für „Argo“ in der Königskategorie. Eine große und ungewöhnliche Ehre für Regisseur, Hauptdarsteller und Koproduzent Affleck, dessen Thriller drei Preise gewann.
Die Schalte gilt als Coup: Produzent Harvey Weinstein, der nicht zum Stab von „Argo“ gehört, sei vor einigen Wochen mit der Idee des Gastauftritts auf die Pressestelle von Michelle Obama zugekommen, berichtet der „Hollywood Reporter“. Bevor Obama den Umschlag öffnete, habe sie - den Prinzipien der Oscar-Academy entsprechend - den Gewinner nicht gekannt, berichteten US-Medien.
Doch der Obama-Auftritt stieß dem Iran bitter auf. Die iranischen Nachrichtenagenturen Mehr und Fars nannten das Werk am Montag einen „anti-iranischen Film“. Obamas Auftritt sei ein Zeichen der „Feindschaft mit dem Iran“ gewesen, sagte der iranische Kulturminister Mohammed Hosseini der Nachrichtenagentur Mehr. „Der Film "Argo" hat keinen künstlerischen Wert, sondern ist nur ein anti-iranischer Film, für dessen Propaganda die US-Regierung große Summen ausgegeben hat.“
Ein anderes uramerikanisches Filmprojekt enttäuschte hingegen bei der Oscar-Verleihung: Steven Spielbergs Historiendrama „Lincoln“ war mit zwölf Nominierungen als Top-Favorit ins Rennen gegangen, holte aber nur zwei der Statuen. Immerhin konnte der Brite Daniel Day-Lewis als US-Präsident Abraham Lincoln die Filmakademie überzeugen.
Die Gala in Hollywood war ein großer Abend für den österreichischen Film. Gleich zwei Trophäen des wichtigsten Kinopreises der Welt gehen in das Nachbarland Deutschlands: Michael Haneke holte den Auslands-Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film mit seinem stillen Altersdrama „Liebe“ und sicherte sich mit 70 Jahren seine erste Goldstatue. Lauter Jubel lag Haneke fern. „Es ist angenehm“, sagte der Regisseur auf die Reporterfrage, mit welchem krönenden Adjektiv er seine Freude über den Gewinn beschreiben könnte.
Für den deutsch-österreichischen Schauspieler Christoph Waltz gab es schon den zweiten Oscar. In dem Western „Django Unchained“ spielt der 56-Jährige - wie schon bei seinem ersten Erfolg „Inglourious Basterds“ 2010 - eine Nebenrolle unter der Regie von Quentin Tarantino. Der US-Regisseur sicherte sich zudem den Drehbuch-Preis. Tarantino und Waltz zogen mit den Trophäen in der Hand in der Oscar-Nacht durch Hollywood.
Beste Hauptdarstellerin wurde etwas überraschend Jennifer Lawrence (22) für ihre Rolle in dem Film „Silver Linings“. Sie stach damit die hochgehandelte Emmanuelle Riva (86, „Liebe“) aus. Beste Nebendarstellerin ist Anne Hathaway (30) im Musical „Les Misérables“, das insgesamt auf drei Auszeichnungen kam. Für Lawrence und Hathaway sind es die ersten Oscar-Ehren.
Die amerikanische Filmakademie präsentierte eine gelungene Gala mit sehr viel Musik und einem gut aufgelegten Moderator. Der US-Schauspieler Seth MacFarlane überzeugte bei seiner Oscar-Premiere die Star-Gäste im Dolby Theatre ebenso wie die Zuschauer weltweit mit ironischen Witzeleien.