Berlinale 2011: Bären mit Botschaft
Berlinale: Drei Preise gehen an den Iran, Silber geht an Deutschland.
Berlin. Dieser Goldene Bär hat eine klare Botschaft: Erstmals in der Geschichte der Berlinale hat die Jury am Samstag einen Film aus dem Iran mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Die Darsteller des Familiendramas „Nader und Simin, Eine Trennung“ von Asghar Farhadi (38) erhielten als Team außerdem beide Silbernen Bären für die beste weibliche und männliche Schauspielerleistung.
Damit setzte die Jury ein deutliches Zeichen gegen die Unterdrückung im Iran — und protestierte gleichzeitig gegen die Verurteilung von Jafar Panahi. Der regimekritische iranische Regisseur sollte in der Jury der 61. Berlinale sitzen, wurde in Teheran aber zu sechs Jahren Haft und Arbeitsverbot verurteilt.
Farhadi gehört zu den wenigen im Iran lebenden Filmemachern, die derzeit ihre Arbeiten im Ausland zeigen können. Zur Situation in seiner Heimat äußerte er sich auf der Berlinale zurückhaltend. Nach der Preisverleihung sagte er auf die Frage, warum er sich in Berlin nicht stärker für die Meinungsfreiheit in seinem Land eingesetzt habe: „Ich bin kein Held, ich bin ein Filmemacher. Wenn ich etwas zu sagen habe, sage ich das durch meine Filme.“
Auch wenn man einen gewissen Solidaritäts-Bonus abzieht, bleibt „Nader und Simin, Eine Trennung“ starkes Kino, das zu den eindeutigen Favoriten des Publikums zählte. Farhadi ist ein Meister der subtilen Gesellschaftsanalyse, der vordergründige politische Anspielungen geschickt umgeht. Die Geschichte der Trennung eines Ehepaares spiegelt ohne reißerische Effekte den Alltag des Mittelstands im Iran.
Doch auch die Deutschen konnten punkten. Obwohl „Schlafkrankheit“ vom Publikum in dem insgesamt ziemlich mittelmäßigen Wettbewerb eher zurückhaltend aufgenommen worden war, erhielt Ulrich Köhler für sein Entwicklungshelfer-Drama den Silbernen Bären als bester Regisseur. „Ich habe mich mit einer Problematik beschäftigt, die ich lange verdrängt habe“, meinte Köhler, der selbst das Kind von Entwicklungshelfern ist. Der Alfred-Bauer-Preis ging an Andres Veiels RAF-Drama „Wer wenn nicht wir.“ Veiel war gerührt: „Es ist ein berührender, großartiger Augenblick.“
Der letzte Bär ging an den Ungar Béla Tarr für sein existenzielle Fragen aufwerfendes Schwarz-Weiß-Werk „The Turin Horse“. Er kündigte er an: „Es ist auf jeden Fall mein letzter Film. Das steht fest.“