Branche feiert sich auf dem 40. Deutschen Filmball

München (dpa) - „Eine Institution“. „Eine Tradition“. „Eine Legende“. Sie sagen es in alle Mikrofone, diktieren es in jeden Notizblock. Dieser Deutsche Filmball in München ist etwas Besonderes - er muss etwas Besonderes sein.

Im Nobelhotel „Bayerischer Hof“ feierte die Filmbranche am Samstag nicht nur sich selbst, sondern ebenso einen Münchner Mythos. Von den wilden Zeiten aber wird nur noch geredet.

Um den Mythos zu nähren, gab es genug Geschichten, Kapriolen und Skandale: Bernd Eichinger trank einst Champagner aus einem Damenschuh, Goldie Hawn und Kurt Russell flohen vor einer Meute Fotografen. 2013 sind Hollywoodstars aber nicht in Sicht. Eine Größe ist sicherlich Maximilian Schell (82), Oscar-Preisträger von 1962. Auch Florian David Fitz, Iris Berben und Jan Josef Liefers sind gekommen.

Für Aufsehen sorgte Christine Neubauer, die ihren neuen Freund José Campos ausgiebig den Blitzlichtern aussetzte. Die Eiseskälte in München machte es den Stars und Starlets nicht leicht, den Auftritt vor den Medienvertretern zu bestehen. Manch eine knapp Bekleidete kam zitternd und mit Gänsehaut in den Ballsaal.

Schon am Freitag hatte der Branchentreff mit der Verleihung des 34. Bayerischen Filmpreises begonnen. Der Film „Oh Boy“ von Jan Ole Gerster über einen Endzwanziger in der Sinnkrise gewann gleich zwei Auszeichnungen. Regisseurin Margarethe von Trotta bekam den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk verliehen - und verlangte, zukünftig mehr Filmemacherinnen zu würdigen.

Von Trotta fehlte später auf dem Deutschen Filmball - genauso wie Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Den hatte eine Erkältung erwischt. Beim traditionellen Eröffnungswalzer im wohltemperierten Ballsaal vertrat ihn der bayerische Staatsminister Thomas Kreuzer (CSU). „Tradition verpflichtet“, ließ auch er wissen.

Ein weiterer Brauch ist der Rückblick auf das vergangene Kinojahr. Gastgeberin Manuela Stehr, Präsidentin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO), sieht 2012 mit gemischten Gefühlen: „Wir haben ein Rekordjahr hinsichtlich des Umsatzes - aber der deutsche Film hat nicht so ganz mitgezogen.“

Große Kinomomente habe es dennoch gegeben: „Natürlich liebe ich "Liebe". Das ist halt ein Meisterwerk“, huldigte Stehr dem Film von Michael Haneke, und sie hatte auch Lob für Tom Tykwers „Cloud Atlas“.

„Das nächste Jahr wird besser als dieses“, glaubt Filmproduzent und Constantin-Vorstand Martin Moszkowicz. 2012 habe es Filme gegeben, die künstlerisch oder kommerziell nicht funktioniert hätten. „Wir machen halt keine Chips, sondern wir stellen sozusagen lebende Wesen her. Das sind Filme, die nicht hundertprozentig planbar sind.“

Planen dagegen kann die Stadt München weiter mit ihrem liebsten Kultur-Event. Immer wiederkehrende Überlegungen eines Umzugs des Deutschen Filmballs in die Hauptstadt seien „absurd“, erklärt Stehr. Warum? Natürlich wegen der Tradition.