Deutscher Filmpreis: Sechs Lolas für „Oh Boy“
Berlin (dpa) - Mit sechs Lola-Trophäen ist der schwarz-weiße Independentfilm „Oh Boy“ der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis 2013.
Der charmante, melancholische Berlin-Film von Jan Ole Gerster gewann am Freitagabend in Berlin nicht nur die Goldene Lola für den besten deutschen Film. Fünf weitere Preise holte die Low-Budget-Produktion über einen scheinbar ziellos in der deutschen Hauptstadt umherstreifenden Studienabbrecher.
Zum besten Hauptdarsteller wurde „Oh Boy“-Titelheld Tom Schilling gekürt, weitere Preise gab es unter anderem für Regie, Drehbuch und die jazzige Filmmusik. Die Lola als beste Schauspielerin nahm Barbara Sukowa entgegen, die in Margarethe von Trottas mit der Silber-Lola ausgezeichneter Filmbiografie „Hannah Arendt“ die deutsch-jüdische Philosophin spielt.
Das mit neun Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangene Reinkarnationsdrama „Cloud Atlas“ von Tom Tykwer und den Hollywoodregisseuren Lana und Andy Wachoswki holte immerhin fünf Lolas - allerdings vor allem in Nebenkategorien wie Schnitt, Kamera, Kostümbild und Maskenbild.
„Oh Boy“ räumte dagegen in fast allen wichtigen Kategorien ab, darunter die Preise für das beste Drehbuch und die beste Regie von Jan Ole Gerster, der mit dem Gewinnerfilm seinen ersten Kinofilm überhaupt gedreht hat. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, meinte der bereits vor Bekanntgabe des Hauptpreises völlig überwältigte Regisseur. „Ich weiß nicht, was anders war als bei anderen Filmen, aber ich glaube, der grundlegende Unterschied war der Spirit, mit dem wir diesen Film gedreht haben“, meinte Schilling. „Wir sind alle ganz alte Freunde.“
Auch der Nebendarsteller-Preis ging an einen „Oh Boy“-Schauspieler: Michael Gwisdek wurde für seine Rolle als desillusionierter Berliner Nachtschwärmer geehrt und freute sich riesig. Beste Nebendarstellerin wurde die Theater- und Filmschauspielerin Christine Schorn für ihre Rolle in „Das Leben ist nichts für Feiglinge“.
Sehr gerührt war der Regisseur, Schauspieler und Autor Werner Herzog, als er die Ehren-Lola für sein Lebenswerk entgegennahm.
Der 70-jährige Filmemacher („Aguirre, der Zorn Gottes“, „Fitzcarraldo“) war aus seiner Wahlheimat Los Angeles angereist und der Applaus für ihn wollte gar kein Ende nehmen. „Ich war der Einzige, der wusste, was auf ihn zukommt. Aber jetzt wird es mir doch ganz anders. Sie dürfen das auch nicht als Abschied missverstehen, ich gehe nicht in Pension“, sagte Herzog und versprach, es werde bald neue Filme von ihm zu sehen geben.