Die Erinnerung schlägt zurück

Hannelore Elsner erzählt „Das Blaue vom Himmel“.

Der Regisseur Hans Steinbichler hat es sich nicht leicht gemacht mit seiner Hauptdarstellerin: „Ich hatte gewisse Vorbehalte gegen Hannelore Elsner. Ich dachte, sie sei eine eher von den Dingen enthobene, schwebende Frau. Dann kam sie herein, setzte sich, und da wusste ich sofort, dass sie es ist.“

Nun trägt Elsner seinen Film und erzählt „Das Blaue vom Himmel“. Nichts von dem scheint zu stimmen, was die elegante ältere Dame von sich gibt — was aber nicht nur an ihrer Demenz liegt. Regisseur Steinbichler erzählt nach den in seiner bayerischen Heimat und in Kenia spielenden Filmen „Hierankl“ und „Winterreise“ nun ein deutsch-baltisches Familiendrama, das in den 30er und 90er Jahren spielt.

In Riga heiratet Marga ihren geliebten Juris, der sie mit einer anderen betrügt. Schließlich flüchtet sie mit einem Kind vor der Sowjetarmee nach Deutschland.

Jahrzehnte später widmet sich Tochter Sofia (Juliane Köhler) nur unwillig der schwierigen Marga, begibt sich aber doch mit ihr auf Spurensuche in Lettland. Dort geraten sie in den revolutionären Umbruch des Jahres 1991.

Mal entrückt, mal verbissen leidenschaftlich ist Elsners Marga eine beeindruckende, wenngleich ein wenig exaltierte Frau. Auch Karoline Herfurth, die die junge Marga der 30er-Jahre spielt, nimmt der Zuschauer die verzweifelt Liebende ab. Blass bleibt dagegen Juliane Köhler als Sofia, die zwischen Starrheit und hektischem Erstaunen pendelt.

Steinbichlers Film ist immer dann am besten, wenn er sich auf die Frauen und ihre Konflikte konzentriert statt sich im historischen Umfeld zu tummeln.