Die Frau in Schwarz: Wo die Seelen der Verstorbenen wandern
Daniel Radcliffe überzeugt auch als Londoner Anwalt in „Die Frau in Schwarz“.
Der Nebel hängt tief über dem Moor. Schwarze Krähen flattern auf. Düstere Wolken ziehen. Das verlassene Haus liegt umgeben von einem verwilderten Garten auf einer Insel. Der junge Londoner Anwalt Arthur Kipps (Daniel Radcliffe) kommt Ende des 19. Jahrhunderts in das düstere Dorf Crythin Gifford, wo er die Erbschaftsangelegenheiten um ein altes Herrenhaus regeln soll.
In der Villa, deren Zufahrtsstraße nur bei Ebbe zu befahren ist, kommen die Seelen der Verstorbenen nicht zur Ruhe. Die Dorfbewohner wissen, dass über Eel Marsh House ein Fluch liegt: Jedes Mal, wenn dort der Geist der schwarz gekleideten Frau auftaucht, stirbt eines ihrer Kinder.
Kipps führt eigene traumatische Erfahrungen mit im Gepäck. Seine Frau ist vor kurzem gestorben, ihren gemeinsamen Sohn hat er in London beim Kindermädchen zurückgelassen. Schon bald ist der junge Advokat dabei, die finsteren Familiengeheimnisse des Herrenhauses zu erforschen.
Gegenüber Filmen wie „Saw“, in denen eine Kreissäge in sadistischen Mordvarianten zum Hauptdarsteller wird, ist „Die Frau in Schwarz“ von Regisseur James Watkins ein angenehmes Gegenprogramm. In der Tradition des klassischen Horrorfilms überzeugt diese Roman-Verfilmung durch die stilvolle Inszenierung, detailreiche Ausstattung und morbiden Schauer.
Dabei setzt Watkins nicht auf billige Schockeffekte, sondern auf die Kraft langsam heranschleichender Gefahren. Daniel Radcliffe muss hier in seiner ersten Rolle nach „Harry Potter“ ohne Zauberstab auskommen, tut aber das, was er dort gut gelernt hat: sich vor imaginären Gefahren zunächst gründlich erschrecken, um sie dann umso furchtloser zu bekämpfen.