„Die geliebten Schwestern“ und das Hoffen auf den Oscar
München (dpa) - Einen Oscar gibt es in der Familie von Dominik Graf bereits: den seiner Lebensgefährtin Caroline Link, die bei der Verleihung 2003 mit ihrer Literaturverfilmung „Nirgendwo in Afrika“ für den besten nicht-englischsprachigen Film gewürdigt wurde.
Nun hat auch Graf nach achtjähriger Kinopause Chancen auf diese Auszeichnung. „Die geliebten Schwestern“ wurde als deutscher Kandidat für den berühmten Wettbewerb ausgewählt. Das Thema: eine leidenschaftliche Affäre des Dichters Friedrich Schiller mit zwei jungen Frauen. „Großartig! Ich freue mich sehr! Schiller goes to Hollywood!“, so Grafs Reaktion auf die Entscheidung der Jury am Mittwochabend.
Doch ganz hat es der 61-jährige Münchner Regisseur noch nicht nach Hollywood geschafft. Erst muss sich sein opulentes Kostümepos mit Florian Stetter als Schiller sowie Hannah Herzsprung und Henriette Confurius als adelige Schwestern gegen Konkurrenz aus aller Welt durchsetzen. Nur fünf Werke erhalten am 15. Januar die begehrte Nominierung für den Auslandsoscar - und verschaffen den Filmemachern eine Eintrittskarte zur feierlichen Oscar-Gala am 22. Februar in Los Angeles. Ein Auftritt im Rampenlicht, der in fast aller Welt übertragen wird.
Bis zur Bekanntgabe der Nominierungen wartet ein hartes Stück Arbeit auf Graf und sein Team - schließlich gilt es, nun auch in den USA die Werbetrommel zu rühren. „Jetzt müssen wir uns alle zusammen Mühe geben und schauen, dass der Film bekannt wird“, formulierte es die Produzentin Uschi Reich. Da passt es gut, dass „Die geliebten Schwestern“ am 24. Dezember in den USA in die Kinos kommt. „Unser amerikanischer Verleiher freut sich natürlich auch“, meinte Reich und verweist auf gute Kritiken, etwa im Branchenblatt „Variety“.
Nach der Enttäuschung bei der diesjährigen Berlinale, wo es für „Die geliebten Schwestern“ keinen Bären gab, hat der Streifen nun also die Chance auf den wahrscheinlich wichtigsten Preis der Filmbranche. Doch der vielfach vor allem für seine Krimis geehrte Regisseur und Grimme-Preisträger dürfte wohl dennoch am Boden bleiben.
Schon 2003 nach dem Oscar-Erfolg von Caroline Link riet Graf zu Gelassenheit. „Ich finde das mit dem Hurra-Geschrei über die internationalen Erfolge ein bisschen schwierig“, hatte er damals im dpa-Interview erklärt. „Das, was erfolgreich ist, bedient immer auch einen gemeinsamen Nenner.“ Zu einer lebendigen Filmkultur gehörten auch Tiefe und radikale Kreativität, das müsse weiter gefördert werden. „Der Boden darf nicht ausgetrocknet werden - und über diese Gefahr darf das Hurra der Funktionärskultur in den deutschen Filmgremien nicht hinwegtäuschen.“