Eröffnung der 62. Berlinale: Intimes von Marie Antoinette
Diane Kruger hat als Star des Eröffnungsfilms „Leb wohl, meine Königin!“ nicht viel zu sagen.
Berlin. Politische Parallelen? Dieser Frage weicht Diane Kruger professionell aus. Natürlich stehe sie als Marie Antoinette für den Missbrauch von Macht und Geld, erwidert die schöne Blonde. Doch ob das etwas mit den Revolutionen in den arabischen Ländern zu tun habe, das müsse schon das Publikum entscheiden.
Im Eröffnungsfilm der 62. Berlinale ist die international erfolgreiche deutsche Schauspielerin als Königin in Versailles zu sehen. Mühelos wechselt sie bei der Vorstellung vor der Presse zwischen Deutsch, Französisch und Englisch. Doch zu sagen hat sie ähnlich wenig wie der erste Wettbewerbsbeitrag „Leb wohl, meine Königin!“.
Dabei hatten sich der französische Regisseur Benoit Jacquot und sein Drehbuchautor Gilles Taurand vorgenommen, mit einer intimen Sicht auf Marie Antoinette Leben ins Schloss zu bringen. Eine lesbische Liebe raubt ihrer Adeligen den Verstand. Sie verzehrt sich so sehr nach einer Untertanin, dass der Aufstand im Reich nur am Außenrand ihres Blickwinkels erscheint.
Erzählt wird die Geschichte aus Sicht einer Bediensteten, der Vorleserin Sidonie Laborde (Léa Seydoux). Über vier Tage hinweg, vom 14. bis 17. Juli 1789, begleitet der Zuschauer diese junge Frau. In starrer Bewunderung unterwirft sie sich ganz dem Leben der Königin und blickt dabei wie Scarlett Johansson in „Das Mädchen mit dem Perlenohring“.
Wer einen opulenten Ausstattungsfilm erwartet, hat wenig Raum zum sinnlichen Schwelgen. Häufig folgt eine Wackelkamera der aufgewühlten Sidonie durch dunkle Flure und kalte Kammern. Um sie herum wispern undeutliche Gestalten über den Fortgang der Revolution und bekämpfen Körperdünste mit Puder und Parfüm.
Wer indes auf eine künstlerische Inszenierung der historischen Figur hofft, wie etwa Regisseurin Sofia Coppola sie in „Marie Antoinette“ konsequent schrill umgesetzt hat, muss sich hier über 100 Minuten häufig langweilen.
Das Team des Eröffnungsfilms zeigt sich in Berlin überzeugt, dass Marie Antoinette, wenn sie denn wüsste, dass sie ein Festival eröffne, dieses auch gewinnen wolle. Ob das die Jury so sieht, darf man bezweifeln.
Hatte doch ihr Präsident, der britische Filmemacher Mike Leigh, wenige Stunden zuvor gesagt: „Es ist unmöglich, irgendeinen Film zu beurteilen, ohne jeden einzelnen sowohl politisch, sozial und gesellschaftlich als auch aus künstlerischer Sicht zu beurteilen.“