Fantasy: Prinz Kaspian von Narnia - Viel Schwertkampf, wenig Seele

Der zweite Teil der Trilogie, „Prinz Kaspian von Narnia“ hat alles, was ein Märchen braucht, bietet aber absolut nichts Neues.

Düsseldorf. In Narnia gehen die Uhren anders. 20 Jahre lang haben die Pevensie-Kinder das Königreich jenseits des Kleiderschranks bereits regiert, bevor sie aus Versehen zurück in die Realität stolperten.

Hier, im England des Jahres 1944, als Teil der Kinderlandverschickung im Zweiten Weltkrieg, war seit ihrem Verschwinden von dem Landsitz des verschrobenen Professor Kirke gerade mal eine Nacht vergangen.

Peter (William Moseley), Susan (Anna Popplewell), Edmund (Skandar Keynes) und Lucy (Georgie Henley) waren wieder zurückgeworfen auf das schleichende Grauen von Kindheit und Pubertät.

Auch drei Jahre später hadern sie immer noch mit ihrem Schicksal, ihr Dasein in der Wirklichkeit fristen zu müssen. Schule, Klassenkeile, Hormonschübe - wer will das schon, wenn man bereits auf einem Thron gesessen hat? Als sich in der Londoner U-Bahn ein Zeitloch öffnet, das sie zurück nach Narnia führt, ist das Aufatmen groß.

Das Quartett muss allerdings feststellen, dass seit ihrer Abwesenheit 1300 Jahre vergangen sind, ihre Freunde, Faun Tumnus und Löwe Aslan, sind tot, das Königreich zerfallen. Mittlerweile herrscht Lord Miraz (Sergio Castellitto, "Bella Martha"), ein machtversessener Diktator, der die Fabelwesen aus Narnia verbannen ließ.

Auch seinen Neffen Kaspian (Ben Barnes), eigentlich der rechtmäßige Thronfolger, will er an seinem 18.Geburtstag beseitigen. Dem Prinzen gelingt jedoch mit Hilfe seines Hauslehrers die Flucht.

In den Wäldern Narnias trifft er auf die Pevensies. Gemeinsam mit dem immer noch regen Untergrund, rührigen Kampfmäusen und tollpatschigen Spähereichhörnchen, blasen sie zum Kampf gegen Miraz.

Nichts Neues im Sagenreich: Im Gegensatz zu den klassischen Fantasy-Mehrteilern, dem übererfolgreichen "Der Herr der Ringe" und dem zu Unrecht gefloppten "Der Goldene Kompass", bietet bei "Narnia" schon die literarische Vorlage des Briten C.S. Lewis keinerlei Handlung, die aufeinander aufbaut.

Der schlachtbetonte Konflikt ist letzten Endes nichts anderes als eine Variation des ersten Teils: Die Kinder wachsen über sich hinaus, müssen Vorurteile überwinden und dem ersten Anschein misstrauen lernen. Nur der Gegner ist ein anderer - und genau dieses scheinbar unwichtige Detail wird für den Film zum gewichtigen Problem.

War im ersten Film noch die grandiose Tilda Swinton als Weiße Hexe das personifiziert Böse, bleibt Castellitto als Operetten-Tyrann seltsam blass.

Das macht das Mitbangen schwierig. Regisseur Andrew Adamson ("Shrek") bebildert die familiengerecht geschilderten Schlachten durchaus ansehnlich, eine Seele allerdings hat die spirituell durchdrungene Schwertkampf-Mär nicht - bis auf die zweifelhafte Botschaft, dass nur der Kampf den Charakter stählt.

Wertung: 3 von 5 Punkten