Mystery: Akte X - Film Ist es denn zu glauben?

Sechs Jahre nach dem Serien-Ende kehren die „Akte X“-Ermittler Mulder und Scully mit lahmender Story ins Kino zurück.

Düsseldorf. Es waren nicht die Außerirdischen, die "Akte X" zum Serien-Kult machten. Auch nicht die Massenmörder aus dem Jenseits oder die mutierten Genexperimente. Es war die spröde Erotik, die zwischen den ermittelnden Special-Agents Fox Mulder (David Duchovny) und Dana Scully (Gillian Anderson) wie sonnengetrocknetes Büttenpapier knisterte.

Sie wollte als studierte Naturwissenschaftlerin prinzipiell nie an all das Übersinnliche glauben, das er, der verlachte Spökenkieker, für völlig selbstverständlich hielt. Dieses Spannungsverhältnis untermauerte die wahrscheinlich berühmteste Enthaltsamkeit der jüngeren Fernsehgeschichte. Einen scheuen Kuss gab es beim Serienfinale. Ansonsten blieb das Duo keusch.

Im zweiten Film, der laut deutschem Titel einen Blick "Jenseits der Wahrheit" wirft, sind sechs Jahre vergangen, seitdem die X-Akten endgültig geschlossen wurden. Die erste Überraschung: Das bleiben sie auch. Überhaupt ist der Fall, das spurlose Verschwinden einer FBI-Agentin, erstaunlich bodenständig.

Einziges Mysterium ist Pater Crissman (Billy Connolly), den Spontanvisionen des Entführungsopfers plagen. Einsatzleiterin Whitney (Amanda Peet) ist ratlos. Gegen den Willen ihrer Kollegen bittet sie Mulder um Hilfe.

Oder besser: lässt ihn über Scully, die mittlerweile als Klinikärztin arbeitet, um Hilfe bitten. Außer ihr kennt nämlich niemand seinen Aufenthaltsort, seit er unehrenhaft aus dem Staatsdienst entlassen wurde.

Warum noch ein Film, haben sich selbst die Fans der Reihe gefragt, als bekannt wurde, dass Serien-Schöpfer Chris Carter an einem neuen Fall arbeitet. Von seiner visuellen Kraft, dem sensiblen Einsatz wetterfühliger Melancholie, hat Carter immerhin nichts eingebüßt.

Wenn sich zu Beginn zwei Handlungsebenen parallel entspinnen, Hundertschaften von Polizisten durch die schneebedeckte Unwegsamkeit Virginias stampfen, während die Entführung als Rückblick geschildert wird, ist man sofort wieder drin in diesem kuriosen Sog, alles für möglich halten zu wollen.

Der wohligen Eleganz der Bilder hält die Geschichte allerdings nicht stand, vor allem, weil sie irgendwann keine Rolle mehr spielt. Carter nutzt den konstruierten Fall vielmehr, um seine beiden Hauptfiguren ein Planspiel entwerfen zu lassen, in dessen Verlauf sie sich immer wieder fragen, was Glauben eigentlich bedeutet.

Vor allem Scully, die während ihrer Serien-Zeit selbst dann noch zweifelte, als sie bereits von Außerirdischen entführt worden war, wird als betreuende Ärztin eines todkranken Kindes auf eine harte Probe gestellt.

Die Idee, den alltäglichen Glauben zum Grundmotiv des Filmes zu machen, ist nicht schlecht. Die Gedanken dazu, die sich Mulder und Scully in erlahmender Wiederholungswütigkeit an den Kopf werfen, sind allerdings schmerzhaft simpel. Psychologie, Medizin und Physik mögen die beiden ja studiert haben. Philosophen sind sie aber nicht. Selbst Informatik-Studenten im Darjeeling-Rausch fabulieren gehaltvoller.

Wertung: 2 von 5 Punkten