Preview „Happy Beer Drinking“ - „Tatort“ über eine mörderische Wiesn

Das Oktoberfest ist im neuen „Tatort“ aus München ein mörderischer Ort, an dem die Leute nicht nur von der Bank fallen, weil sie zu viel Bier getrunken haben. Der wichtigste Satz im Film: „Immer des G'schiss mit der Scheiß-Wiesn!“

Die beiden Münchner Tatort-Kriminalhauptkommissare Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, links) und Ivo Batic (Miroslav Nemec) stürzen sich bei ihrem 70. Fall ins Oktoberfest-Getümmel.

Foto: ARD

München. Das Münchner Oktoberfest ist laut, bunt, überbordend - und im neuen „Tatort“ mörderisch. Zum ersten Mal in ihrer fast 25-jährigen Karriere als Kommissare in der ARD-Reihe ermitteln Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) an diesem Sonntag (20.15 Uhr) mitten auf dem größten Volksfest der Welt. Die Episode „A gmahde Wiesn“ von 2007 spielte zwar während der Wiesn-Vorbereitungen, doch dieses Mal geht es erstmals wirklich rein ins wahnwitzige Treiben.

„Ich hab das Guerilla-Dreh genannt, und das war streckenweise nicht so leicht“, sagte Wachtveitl im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München über den Dreh zu seinem 70. „Tatort“-Fall. „Miro und ich machen das nun schon eine ganze Weile, wir haben inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad, und heutzutage haben ja alle Handys dabei und wollen Fotos machen.“ Hinbekommen haben die beiden es trotzdem. „Wir sind da polizeilich dienstbeflissen durchgeschritten.“

Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. „Die letzte Wiesn“ ist eine Geschichte irgendwo zwischen Zombie-Film und Gesellschaftsstudie. Bei den tausenden Menschen, die zum Oktoberfest orientierungslos durch die Stadt fallen, kann einem wirklich angst und bange werden.

Weil das auch Kommissar Leitmayr weiß, haut er ab zur Wiesn-Zeit und überlässt seine Wohnung zwei hübschen jungen Schwedinnen. „Happy Beer Drinking“ wünscht er seinen Untermieterinnen, bevor er in die Toskana entschwindet. In der U-Bahn findet er einen hilf- und orientierungslosen italienischen Wiesn-Besucher, der sich aber auch nicht helfen lassen will. In der Toskana dann der Anruf: Der Italiener ist tot - und auf seinem Geldbeutel befinden sich Leitmayrs Fingerabdrücke.

Das war's mit der Flucht vor dem Italiener-Wochenende nach Italien und Leitmayr muss nach München zurückkehren. Bald stellt sich heraus, dass der Italiener gar nicht so betrunken war, wie er schien. Laut Obduktionsbericht hatte er nur 0,7 Promille im Blut. „Viel haben sie ja noch nie vertragen, unsere italienischen Freunde.“

Allerdings findet sich bei der Obduktion noch etwas: GHB, Liquid Ecstasy. In Verbindung mit Alkohol kann das tödlich sein. Und offensichtlich ist der Italiener nicht das einzige Opfer - immer mehr Männer fallen im fiktiven Amperbräuzelt mit GHB im Blut von der Bierbank. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis es den nächsten Toten gibt.

Doch Batic und Leitmayr kämpfen nicht nur gegen die Zeit, sondern auch gegen die Profitgier des Freistaates und der Wiesn-Wirtin Moosrieder (Gisela Schneeberger). „Sechs Millionen Besucher, über eine Milliarde Umsatz.“ Die hübsche Kellnerin (Mavie Hörbiger) scheint eine der wenigen zu sein, die den Kommissaren keine Steine in den Weg legen will.

Der Wiesn-„Tatort“ ist durchaus spannend, keine Frage. Seine stärksten Momente aber hat er, wenn er den absurden Oktoberfest-Alltag, den Ausnahmezustand in München, ganz trocken ausstellt. Wenn Leitmayr in seine Wohnung zurückkehrt und dort Dutzende junge Leute im komatösen Zustand vorfindet - eingeschlafen beim „Tatort“. Wenn Assistent Kalli (Ferdinand Hofer) selbstverständlich früher gehen kann, nur weil er einen Wiesn-Tisch ergattert hat. „Früher gehen? Wieso? Ah, habt's Ihr 'n' Tisch?“ Wenn Helene Fischers „Atemlos“ zum Soundtrack des Grauens wird und Batics Tante Mara aus Kroatien mit 1,9 Promille auf der Wiesn-Wache landet.

„Vom fiktiven Kriminalfall abgesehen ist der Film ziemlich nah an der Realität“, sagt Batic-Darsteller Nemec der dpa. „Was man da hinter den Zelten an sexuellen Dingen oder auch Übelkeitsdingen mitbekommt... Dem Rausch sind Tür und Tor geöffnet.“

Hörbiger als Kellnerin fasst das Oktoberfest in einer Szene so zusammen: „Auf der Wiesn kann sich jeder benehmen wie die letzte Sau. Ich trag Radlerhosen, weil die Idioten mir zwischen die Beine greifen. Aber so lange man im normalen Leben schön angepasst und bieder ist, da interessiert das keinen.“ Gerichtsmediziner Doktor Steinbrecher (Robert Joseph Bartl) formuliert knapper: „Immer des G'schiss mit der Scheiß-Wiesn!“