Interview: Über die Facetten der Liebe
Der Schauspieler Olli Dittrich spricht über seinen neuen Film, Romeo und Julia und seinen Lieblingsfußballverein — den HSV.
Herr Dittrich, haben Sie aktuell ein Lieblings-Liebeslied?
Dittrich: Es gibt zwei, die ich im Moment höre. Das eine ist schon längst ein Riesenhit. Nämlich von Bruno Mars „Grenade“. Und dann von Philipp Poisel „Wie soll ein Mensch das ertragen?“. Einmal hören, nie wieder vergessen.
Das ist ein Liebeslied?
Dittrich: Ja. Das ist ein Liebeslied. Liebe hat ja viele Seiten (lacht).
Das zeigen Sie auch in Ihrem neuen Film „Die Relativitätstheorie der Liebe“, die zu einigen Verwirrungen und viel Chaos führt. Warum?
Dittrich: Die Liebe facettenreich: Sie ist das Größte, Einfachste und das Schönste. Und doch produziert sie die größten Missverständnisse und Probleme, je nachdem, wem sie wann auf welche Weise widerfährt. Wie kann man das schöner zeigen, als mit Paaren, die sich in unterschiedlichen Stationen ihrer Beziehung befinden? Die sich bekriegen, sich trennen, die lange schon aneinander vorbei leben oder sich ineinander verlieben.
Katja Riemann spielt alle fünf Frauen dieser Großstadtpaare, Sie verkörpern fünf Männer. Für die Rolle des Imbissbesitzers Youssef beispielsweise sprechen Sie mit einem libanesischen Akzent. Wie haben Sie das trainiert?
Dittrich: Genau hinhören, das ist wichtig. Jede Figur, und so eine wie Youssef besonders, braucht viel handwerkliche Genauigkeit, damit das nicht so ein typischer Comedy-Ausländerproll wird, der altabgedroschen bekannt ist. Zu reduzieren und eine zwar lustige, aber auch rührende Person zu zeigen, das hat mir das Herz geöffnet. Die Figur war schnell da. Und die Mundart auch.
Ihre Darstellung des Italieners Tony in einem Fernsehspot vor ein paar Jahren hielten einige Medien für Diskriminierung. Könnte das auch mit Youssef geschehen?
Dittrich: Nein. Wir zeigen doch nur einfach jemanden, der unter uns lebt, wir denunzieren nicht. Das war bei der Werbekampagne nicht anders. Wenn man sich echauffieren will, dann findet man etwas, das zum Aufreger hochgepusht wird. Jeder, der in Deutschland lebt, weiß, dass wir viele ausländische Mitbürger haben. Besonders in Berlin, wo unser Film spielt. Also zeigen wir sie. Wir haben mit Libanesen gedreht, mit Marokkanern, Türken. Und die hatten Freude daran.
Sie tragen extreme Kostüme und Masken. Wurden Sie am Set manchmal verwechselt?
Dittrich: Spannend wird es bei Szenen, in denen man mit sich selbst spielt. Da dreht man an einem Tag die eine Figur, die mit dem Rückendouble der zweiten agiert. Tags darauf umgekehrt. In der Szene zum Beispiel, in der Youssef mit seinem Lastwagen kommt, um im Imbiss eine Fleischplatte abzuholen, sitzt im Hintergrund mein Double von Stevie. Die an der Szene beteiligten Komparsen haben geglaubt, dass ich das in beiden Fällen war.
Meine Nachbarin in Hamburg ist ein großer Fan von Ihnen. Sie sagte, Sie würde Ihnen sofort einen Heiratsantrag machen, wenn Sie nicht HSV-Fan wären.
Dittrich: Ist sie St. Pauli-Fan?
Ja. Und sie fragt, ob Sie glauben, dass es zwischen HSV- und St. Pauli-Fans Liebe geben kann?
Dittrich: Das kann es geben, klar! Es ist doch wie bei Romeo und Julia. Oder wie bei Tony und Maria in der „West Side Story“. Warum nicht? Ich bin zwar mit der Raute im Herzen auf die Welt gekommen, aber ich finde, St. Pauli ist ein super Verein.