Jack Black kann nur verlieren
Hollywood macht aus Jonathan Swifts ehrenwertem Klassiker „Gullivers Reisen“ eine laute und harmlose Komödie.
Diesmal hat Schauspieler Jack Black eine richtig große Rolle — im sprichwörtlichen Sinne: Der eher kleine, rundliche Komiker darf sich als Lemuel Gulliver unter beziehungsweise über winzigen Liliputanern tummeln. „Gullivers Reisen — Da kommt was Großes auf uns zu“ heißt die jüngste Hollywood-Verfilmung des Romans, den Jonathan Swift 1726 veröffentlicht hat. Black ist das Große, auf das sich der Film ganz konzentriert, und er ist dabei vor allem eines — er selbst.
Der 41-Jährige spielt wieder einmal den sympathischen Loser, der nicht erwachsen werden will und nur Lust auf Musik, Abhängen und Filme gucken hat — Blacks frühere Werke wie „School of Rock“ lassen grüßen. Sein Gulliver hat viele Träume, kriegt aber nichts auf die Reihe: Seit Jahren arbeitet er in der Poststelle eines Verlages und träumt von der Redakteurin Darcy (Amanda Peet).
Er klaut sich von anderen Autoren Texte zusammen, was ihm endlich seinen ersten Auftrag verschafft, eine Reisereportage zum Bermuda-Dreieck. Dort gerät Gulliver in einen Monstersturm, erleidet Schiffbruch und erwacht an einem fremden Strand. Vom Haar bis zu den Zehen mit kleinen Tauen an den Boden gebunden — ganz so wie der gleichnamige Romanheld.
Mit Tücke und Großmäuligkeit wickelt er die kleinen Inselbewohner jedoch bald um den kleinen Finger. Er besiegt die feindliche Armada und lässt sich als Präsident einer fernen Welt feiern. Nebenbei verhilft er mit Hilfe des Prince-Hits „Kiss“ der Prinzessin Mary (Emily Blunt) zu ihrer wahren Liebe Horatio (Jason Segel). Doch so viel Erfolg kann ein von Jack Black gespielter Loser eigentlich nicht haben — der herbe Rückschlag kommt erst noch.
Regisseur Rob Letterman („Monsters vs. Aliens“) erzählt mit diesen Zutaten eine recht konve³ntionelle und vorhersehbare (Romantik-)Komödie. Vom historischen Vorbild bleiben nur die allseits bekannten Versatzstücke übrig. Doch auch Swifts scharfe Satire an den gesellschaftlichen Verhältnissen des beginnenden 18. Jahrhunderts ist schon lange zum zahmen Kinderbuch geworden. Der jüngste Film ist da nur eine weitere Banalisierung des Stoffes.
Zum Schmunzeln immerhin sind die reichlichen Verweise auf Popkultur und Filmzitate: Liliputs Theaterszene wird durch Hollywood-Klassiker wie „Krieg der Sterne“ und „Titanic“ bereichert, die kleinen Menschen rocken in Kiss-Manier, und die eher barock anmutende Stadt erhält einen grell leuchtenden Times-Square-Verschnitt. Auch hübsch, wie Black bei einer kurzen Stippvisite im Land der Riesen als lebendiges Püppchen in einem Puppenhaus gefangen gehalten wird — samt Blümchenkleid und Zöpfen.
Dazu gibt es etliche Portionen Blackschen Pennäler-Humors, die vor allem bei Jungs zwischen zehn und 14 gut ankommen dürften: So darf er zum Beispiel den brennenden Palast des Liliput-Königs mit seinem Urinstrahl löschen — und das ist nicht einmal eine Erfindung Hollywoods, sondern stammt noch aus Swifts Feder.
Die Liliputaner-Tricktechnik ist sehenswert. Doch die 3D-Brille und den Zuschlag für die dreidimensionale Version des Films kann man sich getrost sparen: Es gibt kaum einen Effekt, der dies nötig macht.