Vernichtungslager statt Sommerferien
Lange ein Tabuthema in Frankreich: Die Massenverhaftung von Juden 1942 in Paris.
„Die Kinder von Paris“: Der elfjährige Joseph Weismann freut sich auf seinen letzten Schultag und die Ferien in Paris. Er lebt mit seinen Eltern in ärmlichen Verhältnissen in einem jüdischen Viertel der französischen Hauptstadt. Die Bewohner fühlen sich relativ sicher. Doch im Sommer 1942 stehen auf einmal Schilder vor Spielplätzen, Parks und Kinos: „Für Juden verboten“.
Mit „Die Kinder von Paris“ wagt sich die Regisseurin Roselyne Bosch in ihrem zweiten Film an ein Thema, das in Frankreich lange tabu war: Am 16. Juni 1942 wurden 13 000 Juden verhaftet, darunter mehr als 4000 Kinder — nicht von deutschen Besatzern, sondern von französischen Polizisten. Erst 1995 räumte der damalige Staatspräsident Jacques Chirac eine Mitschuld Frankreichs an der Razzia und der anschließenden Deportation ein.
Die Verhafteten werden in einem riesigen Stadion zusammengepfercht. Fünf Tage sind sie ohne Nahrung, Wasser und Toiletten eingesperrt, bevor sie auf den Transport in die Vernichtungslager geschickt werden.
Bosch findet eindrückliche Bilder für die grauenvollen Zustände, die das mörderische Nazi-System widerspiegeln. Lediglich ein jüdischer Arzt (Jean Reno) und eine evangelische Krankenschwester sorgen für eine notdürftige Versorgung. Stellenweise wirkt der Film pathetisch, doch insgesamt lässt er den Zuschauer bewegt und mit einem differenzierten Bild der französischen Kollaboration zurück.