John Rabe: Ein Nazi wandelt sich zum Lebensretter

Drama Florian Gallenberger erzählt in „John Rabe“ von einem deutschen Helden in China.

Ein wahrer Held ist dieser John Rabe. Warum kannte man seine Geschichte bislang nicht? Schon allein dafür, dass Filmemacher Florian Gallenberger das Leben dieses deutschen Geschäftsmannes, der 1937 in China 250000 Menschen vor den mordenden Japanern rettete, an die Öffentlichkeit bringt, gebührt ihm Anerkennung.

Eine Geschichte, wie wir sie von Oskar Schindler kennen. Und auch die Verfilmung mit Ulrich Tukur erinnert in ihrer Machart durchaus an "Schindlers Liste" und Hollywood-Kino.

So spart Gallenberger nicht mit pathetischen Bildern. Unter einer gigantischen Hakenkreuz-Fahne finden chinesische Arbeiter Schutz vor den japanischen Bombern, die 1937 das chinesische Nanking angreifen. Sie verschonen die verbündeten Deutschen.

Ein Nazi wird so zum Lebensretter: Seit vielen Jahren lebt der Siemens-Mitarbeiter John Rabe mit seiner Frau Dora (Dagmar Manzel) in dieser Stadt und hat etwas aufgebaut, worauf er stolz ist. Stolz ist er auch auf sein Vaterland, in das er in nur wenigen Tagen zurückkehren will.

Beim Angriff der Japaner aber setzt bei ihm der Menschenverstand ein. Er fühlt sich verantwortlich für seine Arbeiter, für diese fremden und doch vertrauten Wesen. Mit väterlicher Fürsorge errichtet Rabe auf dem Firmengelände eine Schutzzone.

Mit einer sympathischen Mischung aus Arroganz, Witz und Warmherzigkeit verkörpert Tukur diesen John Rabe. In der Auseinandersetzung mit seinem Widersacher innerhalb der Friedensaktivisten, dem britischen Arzt Robert Wilson (Steve Buscemi), bekommt der Film Tiefe jenseits nationalistischer Stereotypen.

Gallenberger erzählt seine Geschichte über die Figuren. Die beiden Hauptdarsteller tragen den Film auch dann, wenn er es mit dem Pathos etwas übertreibt.

Sehr gelungen sind seine sorgsam ineinander geschnittenen Archivbilder, die scheinbar nahtlos in Spielszenen übergehen. Aus schwarzweißen Zeitdokumenten entsteht so ein anrührender Blick auf Menschen, die wahren Mut bewiesen haben.