Kino-Weltpremiere für Tim und Struppi - „Hergé würde es lieben“

Brüssel (dpa) - Ein roter Teppich für den Regisseur Steven Spielberg und große Hochachtung für Europas Comic-Ikone Hergé: Spielberg ist am Samstag bei der Weltpremiere der 3D-Verfilmung von „Tim und Struppi“ in Brüssel als Stargast gefeiert worden.

„Wir sind nach Brüssel gekommen, um das Genie Hergé zu ehren“, sagte Spielberg unter großem Beifall auf dem roten Teppich vor dem Premierenkino im Zentrum der belgischen Hauptstadt. In seinem neuen Film geht es um die Suche nach einem gesunkenen Schiff namens Einhorn, das ein Geheimnis birgt.

Spielberg ist sich sicher: Hergé würde den mit modernster Digitaltechnik produzierten 3D-Film „Die Abenteuer von Tim und Struppi - Das Geheimnis der "Einhorn"“ lieben. „Davon bin ich völlig überzeugt.“ Zwei Wochen vor seinem Tod habe ihm der Comic-Künstler im Jahr 1983 am Telefon gesagt, wie gern er es sehen würde, dass der US-Regisseur seine Comics verfilme. „Hergé mochte das Kino, er mochte auch meinen "Indiana Jones"-Film, und er hat viele Inspirationen aus spannenden Kinofilmen für seine Comics gewonnen.“

Zum Schaulaufen auf dem roten Teppich waren „Tim und Struppi“-Fans aus aller Welt gekommen, viele von ihnen aus Deutschland. Spielberg erklärte, er habe Brüssel als Heimatstadt Hergés und „Geburtsort“ des Comic-Helden Tim für die Weltpremiere ausgewählt. Den Film wie bei amerikanischen Produktionen üblich zuerst in den USA starten zu lassen, wäre ihm vorgekommen „wie eine Entführung von Tim und Struppi in die USA“.

Zu den Höhepunkten der Brüsseler Premiere gehörte die Abfahrt eines ganz im „Tim und Struppi“-Comicstil gestalteten Thalys-Schnellzugs mit der Filmcrew und Promi-Gästen nach Paris. Dort sollte die Premierenparty am Abend fortgesetzt werden. In Deutschland und vielen anderen Ländern kommt der von Millionen Fans mit Spannung erwartete Film am 27. Oktober in die Kinos.

Spielberg hatte die Filmrechte an den Hergé-Comics schon vor rund 30 Jahren erworben. Immer wieder habe er sich an eine Verfilmung machen wollen. Doch jedes Mal habe er sich dagegen entschieden, weil die technischen Möglichkeiten ihm noch nicht ausreichend für eine angemessene Kino-Version erschienen.

Spielberg nahm das Projekt schließlich in Angriff, nachdem ihm sein neuseeländischer Kollege Peter Jackson („Der Herr der Ringe“) die Möglichkeiten der Performance-Capture-Technik vorführte. Einhellig loben Kritiker und Comic-Experten die perfekte Fusion von realem Schauspiel und digitaler Animation. Alle Darbietungen - von „Billy Elliot“-Star Jamie Bell als Tim bis zu der von Daniel Craig als Schurke Sakharin - wirken wie aus den Comic-Heft entnommen und zugleich lebensecht.

Anders als in Europa und Asien kommt der Film in den USA erst kurz vor Weihnachten in die Kinos. Damit erreicht Spielberg größte Aufmerksamkeit vor der Oscar-Entscheidung Anfang des kommenden Jahres. Er hoffe auch, dass der Erfolg von „Tim und Struppi“ im Ausland das Interesse in den USA anheizt. „Die Leute dort kennen Tim und Struppi bislang kaum.“

Wird der Film ein Erfolg, werde es weitere „Tim und Struppi“-Filme geben, sagte Spielberg schmunzelnd. „Für einen zweiten wird bereits am Drehbuch gearbeitet, aber welche Comic-Alben die Vorlage sind, sagen wir jetzt noch nicht.“ Der Schluss des jüngsten Films, in dem es um eine Schatzsuche geht, legt nahe: Es könnte eine Fortsetzung geben.