Knackige Witze: Die Komödiantin Amy Schumer

Washington (dpa) - Blonde Haare, blaue Augen und häufig hammerharte Witze über Sex: Das ist Amy Schumer. Die Röcke ein bisschen zu kurz, der Ausschnitt tief und zugleich das neue Gesicht des Feminismus in den USA - die 34-jährige New Yorker Komödiantin lässt sich nicht einfach in eine Schublade stecken.

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Der sicher richtige Stempel ist der einer selbstbewussten Powerfrau auf dem Höhepunkt des Erfolgs.

In Deutschland noch Geheimtipp, feiern ihre US-Fans Schumer als Star, der im Internet ebenso wie in der Comedy-Serie „Inside Amy Schumer“ (seit 2013) beim Sender Comedy Central Beziehungsfragen und Rollenklischees mit Humor aufspießt. 2015 scheint ihr Jahr zu werden.

„Es ist seltsam, dass es immer noch als "besonders" angesehen wird, wenn eine Frau stark ist und Erfolg hat. Bei Männern nimmt man das als selbstverständlich. Für mich ist es das auch“, sagte Schumer am Wochenende beim Filmfest in Locarno in der Schweiz.

Für das Magazin „Time“ gehört sie 2015 zu den 100 einflussreichsten Menschen. Im Sommer lächelte sie von den Covern zweier sehr unterschiedlicher US-Blätter: In der Frauenzeitschrift „Glamour“ präsentierte sie sich im babyblauen Kleid und im Männermagazin „GQ“ in sexy Posen mit „Star Wars“-Figuren wie R2-D2.

Zugleich lief ihr Film „Dating Queen“ (Original: „Trainwreck“) an, der an diesem Donnerstag (13.8.) auch in Deutschland Kinostart hat. Selbst in einer normalen Nachmittagsvorstellung in Washington gibt es für die romantisch-satirische Liebesklamotte Szenenapplaus und fröhliches Lachen - von Männern und Frauen.

„Ich rede über das Leben und über Sex und ganz persönliche Dinge und Sachen, mit denen jeder etwas verbinden kann - und einige können's eben nicht“, so beschreibt Schumer in Interviews ihre Themen.

In den Sketchen und Stand-ups geht es um gescheiterte Diäten, Licht oder kein Licht beim Sex, Kindererziehung oder eine Prinzessin, die bei der Wahl des Prinzen in Schwierigkeiten gerät.

Mal spielt Schumer sich selbst, dann wieder schlüpft sie in die Rollen von Anti-Figuren: etwa wenn sie sich die Missbrauchsvorwürfe gegen den Komiker Bill Cosby vornimmt. In einer fiktiven Szene vor Gericht parodiert sie dessen Verteidigerin. Mit einem Appell, dass doch alle lustige Shows liebten und mit Geschenken will sie die Geschworenen auf ihre Seite ziehen. Zum Dank lässt Cosby ihr Champagner schicken, den sie wegkippt aus Angst vor Drogen darin.

Das Spiel mit eigenen Erfahrungen und fremden Rollen, das Springen zwischen Biografischem und Fiktion gehört zu Schumers Stärken. Das gilt auch für den von ihr geschriebenen Film „Dating Queen“. Dessen Hauptfigur ist eine Journalistin mit vielen One-Night-Stands, die sich plötzlich verliebt. Sie heißt: Amy. Gespielt von Amy Schumer.

Im Kinofilm tritt zudem eine Schwester auf. Die echte Schwester, Kim Caramele, arbeitet mit Schumer bei Texten und Produktion eng zusammen. Wie in der Realität ist der Kino-Vater an Multipler Sklerose erkrankt. „Es war befreiend für mich, diesen Film zu drehen, die beste Therapie, die ich mir denken kann“, sagt sie.

Außerdem schart sie hier wie dort Freunde um sich: etwa die britische Oscar-Gewinnerin Tilda Swinton. „Ich fühle mich am glücklichsten, wenn ich mit Freunden zusammen bin und wenn ich richtig hart arbeite“, erzählt Schumer in der „Glamour“. Umso betroffener zeigte sich die 34-Jährige, als es während ihres Films im Bundesstaat Louisiana zu einem Amoklauf kam. „Ich bin stinksauer, dass es zu dieser Frage bei uns politisch keinen Fortschritt gibt“, sagt sie. Als Folge unterstützt sie den Ruf nach schärferen Waffengesetzen des New Yorker Senators Chuck Schumer, mit dem sie verwandt ist.

Aufgewachsen ist die Komödiantin, die am 1. Juni 1981 geboren wurde, im Raum New York. Ihre ursprünglich wohlhabende Familie mit den zwei Mädchen und einem Bruder, so erzählt sie oft, sei durch die Krankheit des Vaters verarmt und in die Krise geraten. Beruflich boxte sie sich seit dem Theater-Studium in den vergangenen zehn Jahren mit Bühnenshows, TV-Auftritten und beim Film hoch.

Dass sie dabei mit ihrem teils derben Humor zu einer Feminismus-Ikone wurde, habe sie überrascht. Einige Kritiker finden ihre Witze eher flach und ihr Programm auf eine weiße Mittelschicht zugeschnitten. „Ich strenge mich nicht an, um feministisch zu sein. Ich bin es einfach“, sagt sie. Was sie damit meint: Sie will Frauen zum Nachdenken über sich bringen, sie mutig machen: „Ich möchte, dass sie sich gut fühlen in ihrer Haut. Ich möchte sie stärken, ihre Stimme zu erheben und sich nicht zu entschuldigen.“ Auch nicht für kurze Röcke.