Komödie: Frauen in der Midlife-Krise
„The Women“ erzählt von alternden Luxusweibchen, die sich langweilen. Meg Ryan versucht darin ein Comeback – vergeblich.
Düsseldorf. Zu Beginn ein Zahlenspiel. Glatte 20 Millionen Dollar hat "The Women" seit September in den USA eingespielt. Verglichen mit den meisten anderen Starts des Jahres ist das ein zünftiger Flop. Gemessen am Budget allerdings ist der Film ein Großerfolg. Schlanke, geradezu asketische zwölf Millionen hat er gekostet. Also ungefähr die Hälfte von dem, was Meg Ryan Ende der 90er noch pro Auftritt kassiert hat. Ohne Inflationsbereinigung wohlgemerkt!
Diese tragische Form der Entwertung, der Erniedrigung und letztlich der Selbstverleugnung legt sich wie ein lähmendes Mantra über diesen gesamten Film, mit dem Ryan versucht, an ihre alten Glanzzeiten anzuknüpfen.
Damals, als seltsamerweise unglaublich viele Menschen immer und immer wieder ins Kino rannten, um ihr dabei zuzuschauen, wie sie ungelenk mit ihren Händen hin- und herfuchtelte. Oder sich nervös die Haare verdrehte. Und dabei die Zähne drollig bleckte wie ein Pony, dem der Magen knurrt.
Fans können beruhigt sein. Sie hat es noch drauf, das alles. Auch als Mary Haines rollt sie in "The Women" immer erstmal mit den Augen, wenn es ein Problem gibt. Danach holt sie tief Luft, und dann ergießt sich diese ganze humorlose Litanei über ihre Umwelt, dass Frauen es in der bösen ungerechten Welt so viel schwerer haben als Männer.
Gut, die Statistik hat sie da auf ihrer Seite, ganz eindeutig. Aber Lamentieren allein hat noch niemanden aus dem Midlife-Crisis-Loch geholt. Weil Mary das weiß, geht sie, wenn sie nicht gerade altfeministisch leiert, ins Nagelstudio und lässt sich die Finger zurechtfeilen.
Dort, bei Saks, Fifth Avenue, einem New Yorker Edelkaufhaus, dessen Name allein, immer wenn ihn jemand ausspricht, eine sanfte Erregung über die Gesichter der Protagonistinnen gleiten lässt, erfährt Mary auch vom Seitensprung ihres Mannes.
Da ist natürlich erstmal ordentlich Rappeln im Karton. Den Gatten setzt die Gehörnte vor die Tür, der Kühlschrank wird bis zum Anschlag mit Eiskrem aufgefüllt und die Nebenbuhlerin (Eva Mendes) wird moralinsauer zurechtgestutzt, ausgerechnet in einem Dessous-Shop, in dem Mary sich ein letztes Mal für den Gatten unten rum hübsch machen wollte.
Das alles klingt nicht nur uninspiriert und vorhersehbar. Das ist es auch. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Hollywood-Klassiker von George Cukor aus dem Jahre 1939. Auch damals bestand das gesamte Ensemble ausschließlich aus Frauen.
Die Männer, über die gesprochen wird, tauchen physisch nicht auf. Diese gewagte Idee funktioniert im Original, weil der Film die übersättigte Manhattan-Upper-Class bissig hinterfragt und dabei gnadenlos bloßstellt.
Die Neufassung begnügt sich mit der verlogenen Binsenweisheit, dass Frauen sich im Ernstfall nur auf ihre Freundinnen verlassen können. Die mögliche Kritik an den gelangweilten Luxusweibchen, zu denen Mary und ihre Clique (Annette Bening, Debra Messing, Jada Pinkett Smith) verkommen sind, umschifft Regisseurin Diane English mit puderiger Kaffeeklatschseligkeit.
Als ob sie spüren würde, dass dieses unentschlossene Konzept im Vergleich zum Original nicht aufgeht, lässt sie Mary irgendwann zu ihrer Mutter (Candice Bergen) sagen: "Das ist hier doch kein 30er-Jahre-Film!" Stimmt! Leider!