Komödie: So viele Frauen, so viel Frust

Ein Mittdreißiger sucht in „Vielleicht, vielleicht auch nicht“ nach der großen Liebe – obwohl er sie längst gefunden hat.

Als ob das Trennungsjahr für Will Hayes (Ryan Reynolds) nicht schon schwer genug wäre, löchert ihn seine Tochter Maya (Abigail "Little Miss Sunshine" Breslin) mit Fragen, warum die Beziehung ihrer Eltern vor dem Aus steht. Der Mittdreißiger blockt ab, lässt sich aber, ob der Hartnäckigkeit der Zehnjährigen, auf einen Deal ein: Er erzählt ihr die gesamte Geschichte seiner verkorksten Suche nach der Traumfrau, verschlüsselt dabei aber die Namen der darin auftauchenden Kandidatinnen. Am Ende wird ihm auffallen, dass er einen Namen versehentlich vergessen hat zu ändern.

Der Rückblick beginnt in den frühen 90ern, einer Zeit, der sich kein griffiger Stempel aufdrücken lässt. Klamotten, Trends und Musikrichtungen, sogar das gesellschaftliche Wertegefüge sind nicht mehr mit wenigen Schlagwörtern wie in den 60ern, 70ern und 80ern zusammenzufassen, sondern haben sich erstmals in mannigfaltiger Beliebigkeit aufgelöst. Nicht zufällig ist Will zu dieser Zeit ein enthusiastischer, dabei aber auch leicht naiver Collegeabsolvent, der auf der Suche nach moralischen Eckpfeilern am politischen Wandel in den USA mitarbeiten will. Er verdingt sich als Wahlkampfhelfer von Clinton, lässt dafür Freundin Emily (Elizabeth Banks) in der Beschaulichkeit Wisconsins zurück und geht nach New York, für drei Monate, wie es zunächst heißt.

Die räumliche Distanz entfremdet die Highschool-Liebe. Emily beginnt eine Affäre mit einem Kommilitonen, Will verknallt sich in Lebenskünstlerin April (Isla Fisher), die im Wahlkampfbüro den Kopierer bedient und dem unbedarften Landjungen Nirvana und Pearl Jam nahe bringt. Gleichzeitig lernt er Summer (Rachel Weisz) kennen, eine alte Freundin seiner Ex, die dem verlebten Pulitzerpreisträger Hampton R³oth (Paraderolle für Kevin Kline) als schmuckes Statussymbol dient und Will mit ihrer zur Schau gestellten Intellektualität beeindruckt.

Wills Lebensglück hängt vom Timing ab. Und das ist denkbar schlecht. Hin und her gerissen zwischen durchgeknalltem Existenzialismus (April), leidenschaftlichem Bohemien-Dasein (Summer) und liebevoller Geerdetheit (Emily) verliebt er sich immer dann, wenn die Situation eine unbeschwerte Beziehung nicht zulässt.

Autor und Regisseur Adam Brooks, bislang eher durch klamaukiges Liebesgeplänkel wie "French Kiss" oder den zweiten Brigdet-Jones-Teil aufgefallen, gelingt mit "Vielleicht, vielleicht auch nicht" ein stimmiges und dialogstarkes Zeitgeistporträt.

Will entstammt einer Generation, die im sicheren Familiengefüge zweier sich scheinbar liebender Elternteile aufwuchs, später allerdings erkennen musste, dass für den Erhalt dieser Beziehung eher wirtschaftliche Erwägungen denn wahre Leidenschaft eine Rolle spielten. Entsprechend versucht er, wie auch schon die Generationen vor ihm, die Fehler seiner Eltern zu begradigen. Fieberhaft fahndet er nach der einen, wahren Liebe, scheitert letztlich aber am attraktiven Überangebot, das Singles heutzutage von einer Entscheidungsmisere in die nächste treibt.

Wertung: 4 von 5 Sternen